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Forum / Poesie und Lyrik
Zynisches Märchen

Morrigane
Profi
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Beiträge
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Geschrieben am: 24.12.2010 um 00:05 Uhr
Zuletzt editiert am: 24.12.2010 um 00:08 Uhr
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Des Märchens hoffnungsvoller Beginn
Die Giraffe war ein freundliches, gutherziges Tier, das mit den Menschen in Frieden lebte. Es waren wilde, aber tapfere Menschen die Gazellen und Zebras jagten und viel Zei damit verbrachten, um das Feuer zu tanzen.
Aber eines Tages kam der Hunger, denn die Gazellen waren fortgezogen und niemand wusste wohin. Die Giraffe, von ihrem guten Herzen getrieben und dank ihres langen Halses in Kenntniss des Aufenthaltsortes der Gazellen, fühlte sich verpflichtet den Menschen zu helfen.
"Ich weiß, wo ihr euer Jagdwild finden könnt.", sprach die Giraffe und führte die Menschen an jenen Ort.
Da war große Freude und Singen, denn die Menschen glaubten, das Reich der Geister habe ihnen dieses Wesen geschickt, das die Sprache der Tiere sprach und die Gedanken der Menschen dachte. Sie führten sie unter großem Jubel in das Dorf und nannten sie den Tiergott mit dem langen Halse. Die Giraffe widersprach nicht. Obgleich sie auf die Schmeichelei der Menschen nichts gab und keinen Vorteil aus der Bewunderung ziehen wollte, blieb sie in dem Dorf, alleine um den Menschen, die doch so übermäßige Freude an ihrem Bleiben hatten, diese Freude nicht zu nehmen. Wohl wurden ihr die Feste, die ihr zu Ehren gefeiert wurden bald über und sie versuchte, sich heimlich davonzuschleichen, aber immer wieder traf sie unterwegs auf einen Menschen, der ihr einredete, zu bleiben. Die Giraffe widersprach nicht.
Des Märchens Wendepunkt
Bei einem der vielen, zaghaften Fluchtversuche, verletzte sich die Giraffe am Bein und ein paar Tropfen Blut benetzten einen Stein, über den sie schritt, als sie ins Dorf zurück kehrte. Der Sohn des Häuptlings, der an einer schweren Krankheit litt, die nur die Stärksten und Zähesten überlebten, sah es aus seinem Versteck und dachte:
"Welch ein Zeichen. Der Tiergott mit dem langen Halse vergießt sein Blut vor mir."
als die Giraffe weiterging, hob er den Stein auf und leckte den Blutstropfen davon ab. Dann ging er zurück ins Dorf, aber erzählte niemandem davon. Ein paar Monate später kündigte sich eine Besserungs seines Leidens an und nach einem Jahr war er von seiner Krankheit geheilt. Es hätte auch ein Zufall sein können, aber das weigerte er sich zu glauben.
Des Märchens bitteres Ende
Eines Tages brach im Dorf eine Seuche aus und raffte von einem Tag auf den anderen acht Menschen dahin. Man fragte die Giraffe um Rat, aber sie wusste keinen. Die Feste wurden zu Trauerfeiern und immer öfter versuche die Giraffe zu entkommen, denn sie hatte nun ein schlechtes Gewissen den Menschen, die ihr so vertrauten, nicht helfen zu können. Unfähig und dem Druck immer weniger gewachsen wagte sie es zum letzten Mal zu fliehen.
"Haltet sie auf!", schrie der Sohn des Häuptlings, der ihre Flucht bemerkte: "Der Tiergott mit dem langen Halse flieht!"
Die Menge verfolgte sie, aber sie war zu geschwächt, um sie einzuholen. Da erinnerte sich der Häuptlingssohn an das Ereignis vor einem Jahr und warf einen Stein nach der Giraffe. Betäubt stürzte sie nieder und fiel inmitten einer Ebene voller spitzer Steine. Die scharfen Kanten Nadeln bohrten sich in ihre Haut und das Blut strömte hervor.
"Seht!", rief der Sohn des Häuptlings: "Unser Tiergott mit dem langen Halse hat sich für uns geopfert."
Und die Menschen kamen und tranken von dem Blut. Die Giraffe wurde noch einmal kurz wach, bevor sie gänzlich das Bewusstsein verlor und dachte mit fassungsloser Verwunderung:
"Der Mensch ist doch ein seltsames Tier, wie er das verspeißt, das er liebt."
Des Märchens Moral
Nun, die wollt ihr doch sicher hören. Aber da dies ein zynisches Märchen ist, sollt ihr sie zwar hören, aber nicht die Gelegenheit haben, daraus zu lernen. Sie lautet:
Vielleicht ist es besser, keine Giraffe zu sein.
morrigane
Dezember 2010
Lecker Senf für alle!
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_FucK-y0u_
Halbprofi
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Dabei seit 10.2009
117
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Geschrieben am: 24.12.2010 um 00:19 Uhr
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ey ne das les ich echt nicht ;D
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Specializing - 29
Experte
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Dabei seit 08.2009
1288
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Geschrieben am: 24.12.2010 um 00:40 Uhr
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Ganz unterhaltsam ;D
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Jolly_Roger
Halbprofi
(offline)
Dabei seit 03.2010
348
Beiträge
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Geschrieben am: 24.12.2010 um 01:44 Uhr
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Zitat von _FucK-y0u_: ey ne das les ich echt nicht ;D
Punkt 1, an die Dachplatten unter uns: Tut ihr nur so, oder seid ihr wirklich mit solch brachialer Intelligenz geschlagen??
Nun zum Wesentlichen: Ich las die Geschichte mit Freuden, brennt sie sich doch in die Gedanken hinein und regt zum Nachdenken an.Man steht schon fast mitten neben der Giraffe. Top Erzaehlung.
Ich wuerde den Titel "Zynisches Maerchen" umaendern in "Ironische Fabel"
Fuer ein Maerchen ist der Text zu kurz, der Aufbau zu speziell, die ermahnende Aussagekraft zu offensichtlich. Es ist m.E. also eine Fabel ;)
Soll das Lob aber in keinster Weise einschraenken...
Mehr davon! Mehr davon! :D
Licentia poetica
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schlutz - 32
Experte
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Dabei seit 05.2005
1636
Beiträge
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Geschrieben am: 24.12.2010 um 02:29 Uhr
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Ist jetzt nicht wirklich zynisch...
Aber vom Text her nett und unterhaltsam geschrieben^^
Ich fands recht gut.
Die Menschheit verreckt sowieso, aber diese Ente hat noch eine reelle Chance!
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Morrigane
Profi
(offline)
Dabei seit 07.2006
955
Beiträge
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Geschrieben am: 24.12.2010 um 10:40 Uhr
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Zitat von Jolly_Roger: Zitat von _FucK-y0u_: ey ne das les ich echt nicht ;D
Punkt 1, an die Dachplatten unter uns: Tut ihr nur so, oder seid ihr wirklich mit solch brachialer Intelligenz geschlagen??
Nun zum Wesentlichen: Ich las die Geschichte mit Freuden, brennt sie sich doch in die Gedanken hinein und regt zum Nachdenken an.Man steht schon fast mitten neben der Giraffe. Top Erzaehlung.
Ich wuerde den Titel "Zynisches Maerchen" umaendern in "Ironische Fabel"
Fuer ein Maerchen ist der Text zu kurz, der Aufbau zu speziell, die ermahnende Aussagekraft zu offensichtlich. Es ist m.E. also eine Fabel ;)
Soll das Lob aber in keinster Weise einschraenken...
Mehr davon! Mehr davon! :D
Vielen Dank!
Ermahnen wollte ich ja eigentlich gar nicht, aber gut, normalerweise haben Märchen keine Moral, daher passt Fabel wohl wirklich besser.
Ich weiß nur noch nicht, ob und wie ich das Wort Ironie unterbringen möchte, denn eine Fabel hat ja schon von Haus aus eine gewisse Ironie.
Vielleicht einfach "Die gemeine Fabel von der Giraffe"?
Lecker Senf für alle!
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yellowsong - 29
Halbprofi
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Dabei seit 09.2009
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Geschrieben am: 24.12.2010 um 11:13 Uhr
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Ja, ist okay.
Ganz unterhaltsam.
http://yellowsong.tumblr.com
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m-kay - 30
Anfänger
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Dabei seit 11.2010
2
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Geschrieben am: 24.12.2010 um 12:06 Uhr
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Zitat von Jolly_Roger: Zitat von _FucK-y0u_: ey ne das les ich echt nicht ;D
Punkt 1, an die Dachplatten unter uns: Tut ihr nur so, oder seid ihr wirklich mit solch brachialer Intelligenz geschlagen??
wo is der gefällt mir button ;)
der fehlt mir gerade
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Marit_ - 28
Halbprofi
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Dabei seit 11.2009
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Geschrieben am: 24.12.2010 um 12:07 Uhr
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geil xD
die Geschichte is toll xD
Ich wünsche viel Spaß, beim Zerlegen meiner Posts oder dem, was ich sage :P
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IT777 - 37
Anfänger
(offline)
Dabei seit 10.2009
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Geschrieben am: 24.12.2010 um 12:18 Uhr
Zuletzt editiert am: 24.12.2010 um 12:19 Uhr
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Die Moral is nicht so passend ... Vorschlag:
"Egal wie viel Gutes man tut und wie sehr man sich bemüht zu helfen, Menschen sind Dreckschweine"
Sowas in der Art, nur besser formuliert *g*
Aber ich fand die story echt klasse!
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I3I_4CKNINJ4 - 35
Experte
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Dabei seit 06.2005
1618
Beiträge
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Geschrieben am: 24.12.2010 um 14:30 Uhr
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Ich komm' noch nicht ganz dahinter wo das Geheimnis in der Zeichnung liegt. Das Geschehen erinnerte mich so sehr an Kafkas Werke. Ein Glauben ans gute Ende fehlte von Anfang an.
Ich habe Angst vor dem Tod, doch wenn ich sterbe, dann freue ich mich darauf
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Amixor33 - 35
Champion
(offline)
Dabei seit 10.2007
2192
Beiträge
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Geschrieben am: 24.12.2010 um 15:35 Uhr
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An und für sich wirklich gelungen, nur hat mich das Ende nicht wirklich überrascht. Dafür stimmt die Überschrift und die Zwischenüberschriften viel zu sehr auf das ein was am Ende kommen wird.
Ich dachte anfangs, dass vllt die Giraffe irgendwann gegessen wird, aber spätestens nach dem Wendepunkt ist klar was passieren wird.
Ich weiß zwar, dass diese Geschichte nicht auf Spannung ausgelegt ist - aber ich find sie recht vorhersehbar. o.O
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I3I_4CKNINJ4 - 35
Experte
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Dabei seit 06.2005
1618
Beiträge
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Geschrieben am: 24.12.2010 um 17:57 Uhr
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Also mir scheint es eher, als sei diese Vorhersehbarkeit beabsichtigt. Nur komme ich nicht genau darauf, welche Worte so sehr darauf hinweisen. Es ist nur ein Gesamtgefühl während der Geschichte, dass man mit hundertprozentiger Sicherheit davon ausgeht, dass es sich zum "schlechten" wendet.
Ich habe Angst vor dem Tod, doch wenn ich sterbe, dann freue ich mich darauf
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Morrigane
Profi
(offline)
Dabei seit 07.2006
955
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Geschrieben am: 24.12.2010 um 21:19 Uhr
Zuletzt editiert am: 24.12.2010 um 21:21 Uhr
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Zitat von IT777: Die Moral is nicht so passend ... Vorschlag:
"Egal wie viel Gutes man tut und wie sehr man sich bemüht zu helfen, Menschen sind Dreckschweine"
Sowas in der Art, nur besser formuliert *g*
Aber ich fand die story echt klasse!
Nein, das wäre zu direkt :)
Und außerdem bist du selbst darauf gekommen, das ist viel wertvoller.
Zitat von Amixor33: An und für sich wirklich gelungen, nur hat mich das Ende nicht wirklich überrascht. Dafür stimmt die Überschrift und die Zwischenüberschriften viel zu sehr auf das ein was am Ende kommen wird.
Ich dachte anfangs, dass vllt die Giraffe irgendwann gegessen wird, aber spätestens nach dem Wendepunkt ist klar was passieren wird.
Ich weiß zwar, dass diese Geschichte nicht auf Spannung ausgelegt ist - aber ich find sie recht vorhersehbar. o.O
Zunächst vielen Dank! Ein solches Lob bedeutet mir viel, selbst/gerade wenn es kein uneingeschränktes ist.
Verhersehbar... Ja, das ist sie in der Tat. Aber darum geht es mir hier nicht.
Es geht hier nicht darum, die Treppe abwärts zu schreiten, um irgendwann zu denken, sie gehe in Wirklichkeit nach oben. Diese Geschichte ist keine Achterbahnfahrt. Ich möchte hier keine falschen Hoffnungen mit optimistischen Wendepunkten machen, wenn ich doch in Wahrheit nach ganz unten, zum schlechten Ende für die Giraffe will. Nun ja: Es gehört auch irgendwie zum Zynismus dazu, keinen Glauben an ein gutes Ende zu haben.
Das weiß Leser von Anfang an, aber ich hoffe, dass er trotzdem mitkommen will, um dieses Ende aus der Nähe zu sehen.
Lecker Senf für alle!
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