Community
Szene & News
Locations
Impressum
|
Forum / Poesie und Lyrik
Unbekannter Heldentum

I3I_4CKNINJ4 - 35
Experte
(offline)
Dabei seit 06.2005
1618
Beiträge
|
Geschrieben am: 15.09.2010 um 13:52 Uhr
|
|
Es ist ein kurzes Stück vom Schotterparkplatz an der Elsach entlang zum großen Eingangsportal. Heute wagen es mal wieder zwei noch roboterartig agierende Michelin-Männchen, da sie sich noch nicht ganz an die eingeschränkte Bewegungsfähigkeit in Neopren-Anzügen gewöhnt haben. Es ist kühl, bewölkt und etwas windig, aber die äußerlichen Umstände interessieren im dunklen Rachen der Gischt nicht so ganz.
Vom großen, unübersehbaren, felsigen Loch bricht das kleine Bächlein von treppen- und sinterförmigen Absätzen und Tischchen herab, über ein paar umgestürzte Bäumchen hinweg und widmet sich dann folgend dem gemächlicheren Gefälle.
Rechts davon führt unter hohen Kiefer- und Eschenblätterdächern ein steiler Pfad über Wurzeln zum höchsten Punkt der wasserfallartigen Stellen des Flusses. Noch weiter rechts beginnt die große Felsenzunge, die sich bis zum Eingang der Höhle hinzieht. Etwa zwanzig Meter Durchmesser misst das Eingangstor, und geben den kleinen, schwarzgkleideten Männchen ein Gefühl der Nichtigkeit. Sie watscheln über die mäanderförmigen Bachbette hinweg, und begeben sich so langsam in die Dunkelheit. Die ersten Steine werden überwunden, das erste Mal dringt kühles Wasser in die gelben Gummistiefel ein, und dann geht es auch schon los.
Ein Klick auf dem Helm gibt etwas Licht in das Reich der Toten, dort wo nur Kälte und Angst existiert.
Fünftausend Meter sind es von hier aus bis zum Höhlen-Buch, und jeden der dorthin aufbricht sollte man eigentlich ins Irrenhaus schicken. Wenn man nach Ruhm sucht, besteigt man den Mount-Everest oder versucht Lance Armstrongs Durchschnittsgeschwindigkeitsrekorde während einer Tour de France zu schlagen. Aber aufzubrechen, um sich in ein Buch einzuschreiben, das sowieso nie jemand, oder höchstens nur wenige sehen werden...?
Die Decke jedenfalls hat sich entschieden, dass sie sich nun deutlich herabsenkt, und die beiden Nachtgespenster zwingt, sich auf alle viere hinabzusenken, die nackten Hände dabei in das vier Grad kalte Wasser zu tauchen, und sich langsam nach vorne zu tasten. Etwa zwei mannslängen ist der flache Tunnel gerade breit und 60 Zentimeter hoch, und dabei sind zwei drittel mit Wasser gefüllt. "Beim letzten Mal war der Wasserstand deutlich niedriger", sagt der eine von ihnen. Ja, dieses Mal müssen sie den Kopf schräg halten, um nicht gleich den nackten Hals ins kühle Nass tunken zu müssen. Unter der dicken Stoffschicht hat sich bereits alles mit der Flüssigkeit gefüllt und der erste Schreck, der kurzes Gurgeln, Zucken oder Schreien auslöste, ist bereits wieder vorbei. So tasten sich die beiden langsam voran, öfters die Position wechselnd, weil sich keine finden lässt, die auch nur annähernd angenehm ist; Den Hintern an den Fersen anliegend und dabei die Füße immer ein paar Zentimeter vorrutschen lassen, oder im Wasser auf dem Bauch liegend und sich dabei voranziehen. Da man beim Letzteren allerdings Gefahr läuft mit einem im Wasser versteckten Stein zu kollidieren, erweist sich der Weg auf allen Vieren immer noch am besten.
Die erste Hürde ist nun überwunden, die Decke steigt wieder an, und der gemächliche Spurt bis zum nächsten, sehr viel schwierigeren Hindernis beginnt. Wie alte Katakomben, gelb, beige und graufarbene Wände ton- und lehmfarbenen Verzierungen. Immer wieder spiegelt sich das Licht an einem Wassertropfen, der sich gerade auf den Absprung vorbereitet hat. Aushöhlungen, Türmchen und lamellenartige Kleinsthügelchen erinnern eigentlich eher an "The Elder Scrolls III: Morrowind" anstatt an die Fantasie des Schöpfers selbst. Eine unendliche Ruhe wird verbreitet und jegliche Erinnerung ist ausgesperrt, jeder Schmerz, jede Freude, steht angekettet wartend draußen, hier drin ist nur der Moment.
Nach ein paar leichteren Felsübersteigungen und dem kurzen hinabsinken ins Wasser bis zum Halse, erreichen sie dann den kleinen Versturz, mit dem Namen "der erste Siphon". Rechts steigt hier ein Lehm-Steingemisch an, bis es ein paar Meter weiter oben in karger Kalkwand endet. Links ist nur in Wasser gebetteter Fels. Und in der Mitte sinkt die Decke wieder herab: Dieses Mal soweit, dass der Fels das Wasser einzuschließen scheint. Nur das gelbe Seil, am Fels angebracht, das im flachen, angedeuteten Parabelbogen genau dort im Wasser verschwindet, wo man eigentlich das Ende der Höhle vermutet, deutet auf einen bereits erfolgreich begangenen Durchgang hin.
Die Decke kurz vor dem Tauchgang ist so niedrig, dass man durch die eingeschränkte Bewegungsfreiheit schon zitternd und kauernd da sitzt. Also gibts keine langen Überlegungen: Augen zu und durch. Naja, wohl eher: Helm ab, Lampe an die Decke zum Seil leuchten, und am Seil durchziehen. Die unfairen Qualen, in die man den am Eingang wartenden Partner jagt, werden erst einmal ignoriert. Denn: Was tun, wenn was passiert?
Der eine, kühnere, taucht durch und kommt gleich wieder zurück. "Okay, passt, gar nicht so schwer", ist seine Aussage. Bevor er sich gleich noch einmal ins kalte Nichts begibt wird ausgemacht: 3Mal am Seil ziehen: Bin durch- sehr oft ziehen: Aaah, ich sterbe.
Wie der wartende Partner allerdings bei der angezeigten Not helfen soll, darüber wird nicht geredet. Denn: Die Taschenlampen sind auch nur eine Gewissensberuhigung, man sieht nämlich nur das Licht, und das wars. Sprich: 20 Zentimeter Sichtweite.
Als der kühne Mann das zweite Mal hineinrauscht, sieht man sein Licht schon nach ein paar Sekunden wieder aus dem Wasser kommen - er selbst kommt schwer atmend hinterher. Die Erklärung, er sei gegen eine Wand gestoßen ist nicht sehr ermutigend...
(Noch unfertig, wird später fertiggestellt.)
Ich habe Angst vor dem Tod, doch wenn ich sterbe, dann freue ich mich darauf
|
|
BOTOX__ - 31
Halbprofi
(offline)
Dabei seit 09.2009
260
Beiträge
|
Geschrieben am: 15.09.2010 um 14:54 Uhr
|
|
ist dir langweilig oder so ?
|
|
I3I_4CKNINJ4 - 35
Experte
(offline)
Dabei seit 06.2005
1618
Beiträge
|
Geschrieben am: 15.09.2010 um 16:44 Uhr
Zuletzt editiert am: 15.09.2010 um 16:45 Uhr
|
|
Zugegebenermaßen ist die Produktivität eines Schreiberlings schlichtweg null. Da das aber heutzutage bei sechzig Prozent aller Berufe so ist, lässt sich das wahrlich nicht als Argument bringen. Und, da Eigenaktivität, sprich Kreativität neben in Maßen eingenommener Konsum-Momente der einzige Weg ist, um wirkliche Freude zu empfinden, sehe ich es als eine gute Tat an. Da du aber leider nicht fähig bist, die Ausmaße einer ernsthaften, vielleicht spirituellen Existenz nachzuvollziehen, sage ich einfach mal:
Ja, ich habe den Überschuss an freier Zeit mit einem großen Knüppel totgeschlagen.
Ich habe Angst vor dem Tod, doch wenn ich sterbe, dann freue ich mich darauf
|
|
Forum / Poesie und Lyrik
|