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Forum / Poesie und Lyrik

Sinn

-billyboy- - 32
Profi (offline)

Dabei seit 04.2006
818 Beiträge

Geschrieben am: 22.08.2010 um 22:50 Uhr

Ein Einsamer, allein, logischerweiße, streift durch die Welt, diese große, weite, so unfassbar weite und weit entfernte, aber intime, naheliegende Welt. Auf seiner langen Reise trifft er viele Menschen, und mit jeder Bekanntschaft, die er während seiner Reise macht, gewinnt er nicht nur an Glaube, dass sich die weitere Reise lohnt, nein, er gewinnt auch an Weisheit und Erkenntnis, er saugt diese Weisheit, diese Erkenntnis förmlich aus den Menschen heraus.
Zweifellos bedeuten diese Worte, Weisheit und Erkenntnis, etwas positives. Doch trotz dieser Tatsache gründen die oft auf schlechten Erfahrungen. Der Einsame ist auf dem Weg, bald wird er eine schlechte Erfahrung machen, aber Erkenntnis und Weisheit gewinnen.
Also geht er, zerlumpt, abgemagert, doch seine Augen funkeln klug und jung, trotz seines garuen Haares und seines faltigen Gesichtes. Sein Gang ist aufrecht, ehrwürdig, es ist ein Mann, dem man sein Leben ansieht.
Nun also trifft er an einer Straße, sie führt in eine Stadt die da heißt >>Der bunte Ochse<<, er trifft an dieser Straße zwei junge Menschen. Auch ihre Augen funkeln, doch funkeln sie anders als diejenigen des Einsamen. Ihr funkeln flüstert ein Flüstern der Selbstüberzeugung. Nein, es flüstert nicht, es schreit förmlich.
Der Einsame passiert die jungen Menschen. Er grüßt freundlich.
"Guten Tag, ihr jungen Menschen. Ich sehe, es ist ein guter Tag, ich spüre ihn ja selbst."
Der Erste der Zweien: "Alter Mann, ich sehe, ihr wandert. Seid ihr nicht zu alt und gebrechlich?"
Der Zweite der Zweien: "Wahrlich, Erster, ein Narr zu wandern, wo er in seinem Alter viel sinnvolleres vollbringen könnte."
Der Einsame, er unterbricht seinen Gang und beobachtet die jungen Menschen, zwei an der Zahl.
"Nun, ich möchte zu euch sprechen. So höret. Habet Teil an meinem reichen Schatz an Erlebnissen, denn ihr seid es, die..."
Der Erste: "Alter, schweig. Deine Zeit ist vorbei, wir wollen nur unsere Ruhe, mehr nicht. Du jedoch vergeudest deine Zeit, dein Wandern ist nur ein Scheintat!"
Der Zweite: "Recht hast du! Verschwende deine Kräfte, Narr. Wir jedoch, wir heben uns hier auf."
Der Einsame, er lächelt.
"Ihr jungen Menschen, ihr versteht nicht. Eure Existenz ist sinnlos, solange ihr im Nichts verweilt. Wäre ich ein junger Mensch wie ihr es seid, ich würde mich hüten, meine Zeit mit bloßen Fäusten totzuschlagen. Ihr seid eine Beldeidigung an das Leben, euer Unverstand wird dem Sinn nicht gerecht. Ich frage euch, wollt ihr nicht dies aufgeben, nicht für ein Leben mit Sinn?"
Der Erste: "Haha, hörst du, Zweiter, dieser Tor von Mann will uns erzählen, was Sinn im Leben ist und was Unsinn!"
Der Zweite: "Na, wenn er das Leben so kennt wie er meint, wieso vergeudet dann er seine Zeit mit Wandern? Er ist mir ein Rätsel."
Der Einsame, er blickt nun ernst.
"Ihr habt Recht, ihr jungen Menschen. Was wandere ich auch? Ich dachte, ich könne den Menschen helfen mit meinem reichen Schatz an Wissen um die Welt und ihre Zahnräder. Doch ich merke bald, dass meine Mission vergebens ist. Nun also, ich ziehe weiter, und wenn es in den Tod ist. Was ändert es schon? Mein Leben hatte Sinn, solange die Menschen mir lauschten, doch nun ist es vorbei."
Der Erste: "Alter Mann, so tu uns den Gefallen und gehe, und lass uns leben, wie wir wollen!"
Der Zweite: "Genau, es stimmt. Zieh weiter, los, mach deine Schritte. Sie sind das einzige in deinem Leben. Wahrlich, Erster, wir wollen leben, wie wir wollen. Der Spaß ist unser einz'ger Sinn."
Der Einsame zieht also weiter.
"So ist es kein Leben mehr..."
_Incubi_ - 33
Halbprofi (offline)

Dabei seit 01.2009
346 Beiträge

Geschrieben am: 22.08.2010 um 23:12 Uhr

Regt auf jedenfall zum nachdenken an..

Solange bis darauf komme das dieser Text ein Indiz dafür sein soll wie unsere Gesellschaft tickt und in mir ein anfall von moralinfiltration tobt.

Dann leg ich den text zur seite und denke: ein guter versuch.

Visit: http://eulogypolis.blogspot.com/

__serious
Anfänger (offline)

Dabei seit 08.2010
22 Beiträge
Geschrieben am: 23.08.2010 um 00:02 Uhr

mir gefällts :daumenhoch: :)
Kontra-st - 46
Experte (offline)

Dabei seit 08.2010
1274 Beiträge

Geschrieben am: 23.08.2010 um 01:59 Uhr

ja.kommt mir bekannt vor,die geschichte.
hat tiefgang.imponiert mir.

get the balance right

Morrigane
Profi (offline)

Dabei seit 07.2006
955 Beiträge

Geschrieben am: 23.08.2010 um 08:59 Uhr
Zuletzt editiert am: 23.08.2010 um 09:00 Uhr

Verdammt bitter.
Aber gut. Drei glaubhafte Figuren, die ihre Schatten werfen.

Lecker Senf für alle!

I3I_4CKNINJ4 - 35
Experte (offline)

Dabei seit 06.2005
1618 Beiträge

Geschrieben am: 23.08.2010 um 21:05 Uhr

Typ 1; Menschen des Viehs, die Hedonisten, die nur nach Freude, nach Sapß und Unterhaltung streben. Die, die eigentlich gar nicht selber leben.

Eine Unterhaltung des Aristoteles, oder vielleicht auch ein anderer mit dem normalen Schlag.
Gut allerdings, wie du den scheinbar weisen betitelst: der Einsame. Wieso nicht "Weiser", oder gar "Philosoph"? Nein, denn das ist er ja gar nicht. Denn auch er springt mit tierischen, mit egoistischen Verhaltensweisen auf: Er beleidigt die beiden, und redet wie ein Fanatiker - "Nur der meine Weg ist richtig". Einer, der sich der geistigen Schau hingibt, ein Transzendierender, würde nicht solch Reden bringen.

Die zwei anderen allerdings haben auch eine seltene Gabe, wie man sie nur selten antrifft: Sie sind so dermaßen in ihre Hedonie versunken, so fatal bezwungen von ihr worden, dass sie überhaupt eines Gedankens gar nicht fähig sind.
Die meisten versuchen zumindest mitzudenken...

Ich habe Angst vor dem Tod, doch wenn ich sterbe, dann freue ich mich darauf

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