-billyboy- - 32
Profi
(offline)
Dabei seit 04.2006
818
Beiträge
|
Geschrieben am: 16.08.2010 um 19:47 Uhr
|
|
Peter Gezeter bringt den Müll raus.
Im Angesicht des dunklen, feuchten Abendrots, eindringlich, durchdringend, beginnen Peters Knie Freudentränen voll Wonne zu vergießen, die Erinnerungen an bessere Zeiten, so voll Wärme, lässt sie, ganz ungewohnt, doch wenig überraschend, sentimental werden, sie schluchzen leise. Die Freude geht über. Sie geht über auf den restlichen Peter Gezeter, ein Freudentaumel der Gefühle, ein Schauer der Emotionen breitet sich aus auf seinem geschundenen, aber intaktem Körper.
Erinnerungen... Erinnerungen kommen ihm hoch, ein Würgen, und sie sind da. Alte Zeiten, neue Zeiten, hauptsache vergangen und verflogen und verhangen und verzogen. Vorbei. Er schluckt. Zweimal.
Im Angesicht des dunklen, feuchten Abendrots, übergroß, gottesgleich, scheint die Welt, wie Peter sie kennt, still zu stehen, die Drehung aussetzen zu lassen und Tee zu trinken. Schwarz, mit ein wenige Zucker. Seine Schuhe quietschen fürchterlich, wie Ferkel, seine zu lange Hose schleift jämmerlich auf dem Boden, zerfetzt und verletzt, sein Hemd, mit Suppe und Speichel durchtränkt, hängt an ihm wie ein Lumpen an einem Lumpen, oder so... Wobei, eher nicht...
Jedenfalls sieht er scheiße aus.
Doch an diesem Abend, er bringt den Müll raus, das Abendrot leuchtet am Himmel, an diesem Abend macht er eine Entwicklung. Nich äußerlich, oberflächlich, nein. Die Entwicklung geschieht weitaus subtiler. Sie geschieht, und zwar dort, wo Peter es selbst nicht bemerkt, niemand würde es bemerken, diesen schleichenden Prozess, diese Verheimlichung an sich, diese grosse Geheimniskämerei des Menschen.
Im Wesen Peters macht sich die Veränderung bemerkbar, dieses natürliche Romantisieren, diese alltägliche Sentimentalität, doch niemand merkt es, einschließlich ihm selbst, denn darf man nie vergessen, dass dies eine Tatsache ist, eine harte, unveränderliche Konstante dieser differenzierten Welt, diesem Aquarium auf humanen Niveau, diesem einzigen, langen, fast unbegehbarem Weg, den jeder, ohne wählen zu dürfen, gehen und bestehen muss.
Peter Gezeter bringt den Müll raus. Dann geht er wieder rein und isst Pudding.
|