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Forum / Poesie und Lyrik

Der Mentor ( evtl. etwas längere Geschichte )

DerMike1982 - 43
Halbprofi (offline)

Dabei seit 02.2010
176 Beiträge
Geschrieben am: 21.02.2010 um 23:21 Uhr
Zuletzt editiert am: 21.02.2010 um 23:36 Uhr

Deutschland ist das Land der Dichter und Denker einst gewesen. Und diese Künste scheinen heut rar gesät zu sein, zumindest wirkt es so.
Klar, das liegt nicht jedem, Kreativität und Phantasie sind gefragt, nur kann ich mir bei gut 82 Millionen Bürgern nicht vorstellen, dass da nicht der eine oder andere geniale Geist darunter ist, was Literatur und Poesie angeht ...

Dichtet oder schreibt ihr auch? Ich tu's seit gut einem Jahr ...


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--- Der Mentor ( Teil 1 )---


Die Zeiten ändern sich heute viel schneller als noch vor einigen Jahrzehnten und diese Geschichte stammt aus einer Zeit, in der ein Jahrhundert vergehen konnte, ohne dass sich nennenswert die Technik verändert hätte. Noch gab es keine Autos und keine Eisenbahn, wenn die Sonne unterging, wurden Kerzen oder Öllampen entzündet und im Winter spendete ein gemütliches Feuer Wärme und nicht die Zentralheizung.

Zu jener Zeit lebte ein junger Mann. Sein Antlitz war nicht auf Pergament gebannt worden und selbst seinen Namen hat die Welt vergessen, denn er war nicht von edler Abstammung und die Chronisten beschäftigten sich nicht mit dem Pöbel. Doch seine Taten sind überliefert durch jene, die ihm nahe standen. Generationen über Generationen hindurch wurde seine Geschichte bewahrt, mündlich weitergegeben bis zum heutigen Tage, an dem ich hier sitze und sie niederschreibe.

In diesen Tagen begab es sich, dass der junge Mann verwirrt wurde von den Dingen in seiner Umgebung. Eben der Halbwüchsigkeit entsprungen hatte er sein Herz an ein Mädchen aus der Nachbarsiedlung verloren, doch die harte Arbeit auf dem Felde ließ ihm nicht viel Zeit für Gedanken an sie. Niemals fragte er sich, warum er denn so seltsam sich fühlte, wenn sie ihn anlächelte, oder warum er manchmal in der Nacht erwachte und sich wünschte, sie wäre bei ihm.
Hätte er eine glücklichere Beziehung zu seinem Vater gehabt, hätte er ihn vielleicht gefragt, oder auch seine Mutter. Doch der Vater gebrauchte den Gürtel zur Züchtigung häufiger als die Zunge zum Gespräch und die Mutter schwieg, wenn ihr Sohn sie fragte.
Auch Magd und Knecht mochte er nicht fragen und seine beiden Brüder waren längst dem Hof entflohen, nur die jüngere Schwester war geblieben, doch wusste sie nichts von diesen Dingen.

Vielleicht hätte der junge Mann nie herausgefunden, warum er so für das Mädchen empfand, wäre er nicht an einem Sonntag vom Hof geflohen, um einige Stunden allein zu sein. Er war die Felder entlang gelaufen, immer weiter und weiter, bis der Hof hinter ihm nicht mehr zu sehen war. Da stand er vor einem Hügel, umfriedet von Ulmen, und auf dem höchsten Punkt stand ein alter Turm. Der Zahn der Zeit hatte seine Spuren hinterlassen, das mit blauen Schindeln bedeckte Dach war undicht, die grob behauenen Sandsteine waren mit Moos bedeckt.
Und vor dem Torm saß ein Mann. Weiß war sein Haar, ein Bart reichte ihm bis auf den Bauch und ungezählte Winter schienen in seinen Knochen zu stecken. Hätte er sich nicht bewegt als er den Neuankömmling sah, so hätte man ihn fast nicht bemerkt.
Eine Stimme ertönte, kraftvoll und doch leise, zuerst in einer älteren Sprache, dann aber ergaben die unbekannten Worte einen Sinn:


Tretet nur näher, fürchtet euch nicht,
alt und grau bin ich, das Haar wird licht,
sucht Weisheit ihr, ist das euer Ziel?
Rat kann ich geben, es kostet nicht viel!

Nur etwas Zeit und eure Kraft,
die vielleicht in Kürze für mich schafft,
was selbst ich längst nicht mehr kann,
denn ihr seid ein kräft'ger Mann!

Dann will euch Rat ich geben,
nehmt ihn an, er ist für's Leben,
und nimmt euch eure Fragen,
die euch verwirren in diesen Tagen.


Graue Augen blitzten unter weißen buschigen Brauen als er den jungen Mann musterte.


------------------


Wird fortgesetzt ...


"Ich brauch'n Handbuch für mein Leben!"

LiveFire
Profi (offline)

Dabei seit 07.2006
463 Beiträge
Geschrieben am: 22.02.2010 um 00:55 Uhr

du nennst dein werk der mentor ?

ich find zu früh
ein guter dichter oder schriftsteller gibt seinem werk erst bei vollendung einen namen ;-)

Andere Rennen Raus - Wir gehen Rein, Ihre Feuerwehr

DerMike1982 - 43
Halbprofi (offline)

Dabei seit 02.2010
176 Beiträge
Geschrieben am: 22.02.2010 um 07:59 Uhr

Zitat von LiveFire:

du nennst dein werk der mentor ?

ich find zu früh
ein guter dichter oder schriftsteller gibt seinem werk erst bei vollendung einen namen ;-)


Das ist eher der Arbeitstitel, aber's dreht sich um den Mentor ... bzw diesen "Alten Mann". Dazu gibt's auch 'ne Geschichte warum ich drüber schreib, aber die ist eher persönlich ... kennen nur 'ne handvoll Leute.

Außerdem, wer sagt, dass ich "gut" bin ;) I bin ein Laie. Mehr net ^^

"Ich brauch'n Handbuch für mein Leben!"

DerMike1982 - 43
Halbprofi (offline)

Dabei seit 02.2010
176 Beiträge
Geschrieben am: 27.02.2010 um 11:56 Uhr

Hoffentlich gilt das nich als Doppelpost ;)

Ich schreib mal weiter ... bis jetzt weiß ich nicht, wohin das hier führt *lach*

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Eben waren die letzten Worte des seltsamen Gedichtes vom Wind fortgetragen worden und der Jüngere war sich nicht mehr sicher, ob er sie überhaupt vernommen hatte. Vielleicht waren sie nicht einmal von den Lippen des Alten gekommen, sondern lagen schon immer in der Luft, eine Aura längst vergangener Tage.

Die Blicke des Alten lösten sich endlich vom Jüngeren.
"Ihr seit nicht hier, um einem alten Mann etwas Gesellschaft zu leisten und den einen oder anderen Gefallen zu tun, habe ich recht?" Die Stimme des alten Mannes klang rau, weit weniger kraftvoll als jene, die das Gedicht getragen hatte.
Der Jüngere wusste keine Antwort. Zu verwirrend wirkte all dies hier, denn nichts schien wirklich. Selbst der Alte kam ihm vor wie ein Traum, nicht wie eine Person aus Fleisch und Blut.
"Nun, wenn eure Zunge so trocken ist, dass keine Worte sie verlassen können, solltet ihr etwas trinken. Frisches Wasser ist im Brunnen, seit so gut und füllt den Eimer da."
Der Jüngere nickte nur und tat wie ihm geheißen. Dann setzte er sich neben den Alten und füllte seinen Becher, bevor er selbst aus dem Eimer trank.

"Wer seid ihr?" fragte er endlich.
Der Alte legte den Kopf zur Seite: "Wer seid ihr, könnte ich euch ebenso fragen. Aber wir beide wissen die Antworten längst."
"Ihr sprecht in Rätseln, alter Mann."
"Tu ich das?" Er lachte kurz auf, bevor seine Stimme wieder ernster wurde: "Mit Fragen seit ihr hier hergekommen. Das macht euch zu einem Schüler. Und mich zu eurem Meister oder Mentor, wenn ich euch helfen soll."
"Euer Schüler?" fragte der Jüngere.
"So ist es. Denn ihr wollt etwas wissen, was ich euch lehren kann."
Darauf wusste der Jüngere nichts zu sagen. Selbst die Natur schien innezuhalten, denn kein Vogel zwitscherte und kein Insekt summte, nicht einmal das Laub an den Bäumen raschelte.

Der alte Mann streckte sich ein wenig. "Nun, wenn ihr noch wisst, warum ihr hier seid, nehmt euch Zeit und denkt darüber nach. Denkt über eure Fragen nach, doch entscheidet euch nicht vorschnell, nicht alle Fragen werd' ich beantworten können, es sei denn, ihr wollt den Rest eurer Tage lernen. Schlafen könnt ihr im obersten Raum, die Speisekammer steht euch offen. Bevor der Morgen graut sollt ihr aber erwachen und wissen, welche Frage ihr mir zuerst stellen wollt."

Die Sonne war längst untergegangen und der Jüngere dachte über die Worte des Alten nach. Ein Lehrer, ein Mentor, ein Meister wollte für ihn der alte Mann sein, für ihn, einen einfachen Bauernsohn, der nicht einmal schreiben konnte und nur einfache Rechenkünste kannte, um die Menge an Saat für einen Acker zu bestimmen. Er war sich sicher, dass der Alte ihm kaum allein Lesen und Schreiben beibringen mochte, sondern viel mehr Fragen beantworten wollte, die jenseits allem lagen, was er über das Leben wusste.
Morgen würde er es erfahren.




"Ich brauch'n Handbuch für mein Leben!"

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