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Zellengeflüster

Jailbreak

- 43
Anfänger (offline)

Dabei seit 04.2007
3 Beiträge

Geschrieben am: 23.04.2007 um 14:30 Uhr
Zuletzt editiert am: 23.04.2007 um 14:44 Uhr

ZellengeflüsteR

Die Gitterstäbe stehen schwer und schwebend still im Raum
Ich kann schreien wie ich will, doch man hört mich kaum
Das wenige Licht, das noch durchs Fenster dringt
Gespräche mit Gott sind das was mir Hoffnung bringt

Ich hab alles gesagt, so viele verraten...
Von denen ich dachte, dass es meine Freunde waren
Gilt das System von Zusammenhalt auch dann
Wenn man eine Bürde nicht alleine tragen kann?

So viele Brüche, doch nur einer ergab Sinn
Sie wussten von Anfang an dass ich Mittäter bin
Angeblich haben sie auch einen Abdruck der Schuhe
Von dort wo ich nicht war, vom Bruch da an der Schule

Kanns mir nicht erklären, war nur einmal dabei
Und seit jenem Tag fühle ich mich wirklich nicht mehr frei
Das Gewissen endlich rein, was folgt ist wohl die Angst
Stell dir einmal vor, dass du nun um dein Leben bangst

Trau mich nicht mehr auf die Straße, paranoid ohne Ende
Wenn es an der Türe klingelt spüre ich bereits die Hände
Die mich solange schlagen bis ich nicht mehr stehe
Und mit meinen eignen Beinen nirgendwo mehr hingehe

Ich täusche vor nicht hier zu sein, verriegle alle Türen
Befürchte die kranke Rache eben jener zu spüren
Die gerade jetzt, in dem Moment der nun zerrint
Aufgrund meiner Aussage hinter Gittern sind

Die genauso wie ich endlose Stunden
Alleine und verbittert... zählen die Sekunden
Das Rasseln an der Türe, der kontrollierende Blick
Aus Angst dass sich ein Inhaftierter selbst ins Jenseits schickt

Ich verstehe jetzt auch warum das alles kommen musste
Nur dumm dass ich nicht auf jede Frage eine Antwort wusste
Teilweise zurückzuführen auf das so gern gerauchte Gras
Auf Unwissen und auch auf dass ich einfach so vergaß

Hab versucht zu lügen... doch ich konnte es nicht mehr
Habe viele Sachverhalte erst im Nachhinein geklärt
Muss verdächtig aussehen doch das ist mir jetzt egal
War doch so nervös... hab keinen Nerv aus Stahl

Ich kann sie nicht spielen, die Unschuld vom Lande
Wir sind nun mal Kinder vom äußeren Gesellschaftsrande
Gott ist mein Zeuge ich hab die Wahrheit preisgegeben
Denn alles was ich will ist mein Leben weiterleben

Habe einen Strich gezogen zwischen damals und heute
Der Weg zu Gott mein Ziel, keine Drogen, keine Bräute
Manchmal im Leben muss man sich entscheiden
Ob man sich verändert oder versucht so zu bleiben

Ersteres war meine Wahl, hab mich schon gebessert
Wie eine ausgedorrte Pflanze, die man endlich wässert
Zwischen dem was ich sollte und dem was ich kann
Liegt irgendwo versteckt ein tieferer Zusammenhang

Diesen zu erkennen fiel mir erst ab einem Zeitpunkt leicht
In dem ich erkannte dass es einfach echt nicht reicht
In jeden einzelnen Tag einfach nur hineinzuleben
Der Konsum des braunen Zuckers war lange mein primäres Streben

So konnte es nicht weitergehen, meine Ex hatte recht
Zum Glück hatte ich an jenem Abend wohl so viel gezecht
Um ihr freiwillig von dieser ganzen Scheisse zu berichten
Brach in Tränen aus... keiner wagte mich zu richten

Klar denkt sich jetzt jeder der es weiß nun seinen Teil
Manche haben Angst und andre findens geil
Ich kann nur allen sagen die sowas aufregend finden
Mir riet sogar die Polizei im Untergrund zu verschwinden

Denn irgendwann, und da hatte sie recht
Wird jede schlechte Tat mit einer Guten gerächt
In jedem Fall ist man es selbst der für all die Sünden Buße tut
Die man sich selbst aufgeladen, da der Teufel niemals ruht

Ich bete für die anderen, sie müssen endlich einsehen
Das es erforderlich ist um hier in Deutschland zu bestehen
Einfach die Finger von heissen Sachen zu lassen
Damit sorgt man nur dafür sich abgrundtief zu hassen

Denn wer ist schon glücklich mit seinem eigenen Leben
Keiner wurde hier behütet, unsre Eltern konnten uns nichts geben
Angenommen ich ginge zur Arbeit, ich täte es umsonst
Ist es bei dir auch so dass du dann weniger bekommst?

Nein denn du weißt nicht wie es ist Hartz IV zu kriegen
Jeden Cent umzudrehn ums gerade hinzubiegen
Um alles zu zahlen... so wie Essen und die Mieten
Du lebst seit deiner Geburt in besseren Gebieten

Hattest bestimmt Freunde die immer für dich da waren
Und auch diese mussten sehr wahrscheinlich nie auf etwas sparen
Spaß kostet Geld in dieser kommerzialisierten Welt
So will ich der erste sein, der sich nun dagegen stellt

Spaß ohne Drogen und ohne sinnlosen Besitz
Hab mich wegen so ner Scheisse auch schon tief geritzt
Hast du dir schon einmal ernsthaft Sorgen gemacht
Wo du wohl verbringst die nächste kalte Nacht?

Ich geb dir einen Tipp, sollt es mal so sein
Mach irgendwas Verbotenes denn dann sperren sie dich ein
Dann kannst du viele Nächte in der Zelle verbringen
Und so wie ich von der Freiheit träumen und singen...

Soviel hatte ich soweit ich weiß noch niemals zu erzählen
Vielleicht sind es die Erinnerungen, die mich jetzt noch quälen
Von den kalten Wänden und der langen Dunkelheit
Wahrgenommen ohne ein Gefühl für den Raum und für die Zeit

Konnte nie wirklich schlafen, war ständig auf den Beinen
Hab geklingelt, wollte rauchen, konnte auch nicht weinen
So knapp zwei Stunden hat niemand reagiert
Was wäre gewesen wäre mir wirklich was passiert?

Hätte wohl gelacht, ich mein im Himmel oben...
Während sich in der Zelle die Ermittler austoben
Nichts als eine weitere Zahl in einer krassen Statistik
Kein Wunder dass es pro Monat einen Zellentoten gibt

Viel wird dir versprochen wenn du bei ihnen bist
Doch leider muss man feststellen dass nur die Hälfte davon wahr ist
Aber ich beschwer mich nicht, bin ja schon zufrieden
Wenn sie mich wie besprochen endlich rauskriegen

Mit Richter und Staatsanwaltschaft wurde einiges geklärt
Ich hoffe trotzdem, dass keiner für sehr lange Zeit einfährt
Denn ich hab mich da rausgezogen, sie hätten es vielleicht getan
Nur war es halt so, dass ich die Chance dazu bekam

Außerdem war ich nicht gewillt alle Schuld zu übernehmen
Wäre dann im Knast geblieben, wohl mein ganzes Leben
Ich hoffe ihr versteht, worum es dabei geht
Wenn man manche Dinge zum Wohl aller verrät...

Wer das bis hier gelesen hat... respect!
Hoffe ihr könnt daraus lernen.

Freiheitsliebende Grüße
JailBrEaK

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I3I_4CKNINJ4

- 35
Experte (offline)

Dabei seit 06.2005
1618 Beiträge

Geschrieben am: 23.04.2007 um 14:49 Uhr

Wow...
was will man dazu schon sagen... du verpackst sehr viele probleme der gesellschaft in diesem text...
einzig das metrum ist zu bemängeln, doch dieser text ist einfach wunderschön, wie er fließt, durch die gedanken...

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Ich habe Angst vor dem Tod, doch wenn ich sterbe, dann freue ich mich darauf

Jailbreak

- 43
Anfänger (offline)

Dabei seit 04.2007
3 Beiträge

Geschrieben am: 23.04.2007 um 14:53 Uhr

Zitat von I3I_4CKNINJ4:

thx... ^^

zum metrischen lesefluss:
hast schon recht hätte besser sein können, aber zum glück ist das ja nicht alles, was in der lyrik zählt!

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I3I_4CKNINJ4

- 35
Experte (offline)

Dabei seit 06.2005
1618 Beiträge

Geschrieben am: 23.04.2007 um 15:07 Uhr

ist dir das wirklich passiert, wie dus beschreibst?

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Ich habe Angst vor dem Tod, doch wenn ich sterbe, dann freue ich mich darauf

dragonhuf

- 35
Profi (offline)

Dabei seit 05.2005
788 Beiträge

Geschrieben am: 23.04.2007 um 15:53 Uhr

.. was soll man da nun noch hinzufügen? ..
ich kenne deine geschichte (einen kleinen teil davon), und naja .. hätte nie gedacht, dass sich alles irgendwann so krass in diese richtung entwickelt

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.. http://khos-prinz.deviantart.com/ . [♥].

Kleiemaus