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Forum / Young Life

Lebenslange Freiheitsstrafe abschaffen

  -1- -2- vorwärts >>>  
polarrev - 5
Halbprofi (offline)

Dabei seit 03.2020
127 Beiträge

Geschrieben am: 27.05.2020 um 13:40 Uhr
Zuletzt editiert am: 27.05.2020 um 13:52 Uhr

In Deutschland versteht man unter 'lebenslänglich' min. 15 Jahre Verbüßungszeit. In den meisten Fällen sind es aber weit mehr. Ich halte diese 'Maßnahme' weder für einen adäquaten Ersatz für die Todesstrafe, noch förderlich bei der Resozialisierung. Wenn es wirklich um Resozialisierung gehen soll, dann wird dieses Ziel komplett verfehlt. Obwohl in Deutschland bei weitem nicht so drakonisch verfahren wird, wie bspw. in den USA (die ohnehin schon immer gegen Menschenrechte verstoßen haben), wird dadurch weder präveniert noch gefördert.

Die USA sind ein Musterbeispiel dafür, dass solche Maßnahmen nicht nur der Psyche erheblich schaden, sondern dass die Kriminalität dadurch nicht zurückgeht. Sicher, ich behalte nach wie vor im Hinterkopf, dass die Menschen in den Staaten wie Dreck behandelt werden und ihnen jegliche Menschlichkeit abgesprochen wird, aber selbst in Deutschland müssen Menschen länger büßen, als verdient.

Auch Mörder verdienen eine zweite Chance. Durch adäquate Resozialisierungsmaßnahmen, nicht indem Menschen für zwei oder mehrere Jahrzehnte eingesperrt werden, kann erfolgreich in die Gesellschaft integriert werden. Wenn Mörder, aber auch andere 'Randgruppen' wie Pädophile oder Vergewaltiger wie 'Vieh' behandelt werden, von Vornherein jeglicher Neuanfang ausgeschlossen wird, kann niemals von Resozialisierung die Rede sein.

Viele Juristen fordern seit Jahren die Abschaffung der lebenslangen Haftstrafe, allerdings ohne Erfolg. Doch es ist meiner Meinung nach wichtig, sich weiterhin dafür einzusetzen und vielleicht mal die eigene Denkweise umkrempeln. Niemand hat es verdient, für Jahrzehnte oder gar für immer eingesperrt zu werden. Eine hasserfüllte Gesellschaft schafft nur noch mehr Probleme, die Antwort lautet daher: Vergebung

Vergebung ist der Weg zum inneren Frieden und dieser wiederum zur Glückseligkeit.

Es ist nicht nur die Haftstrafe an sich, sondern die Denkweise der Bevölkerung, die eine Wendung finden muss.

Ein Policy Paper der Strafverteidigervereinigungen

Ich will damit nicht sagen, dass man keine Strafen verhängen soll. Allerdings löst man keine Probleme, indem man neue schafft. Wer mich in meiner Meinung angreifen will, kann das gerne tun. Dies ist ja auch gewissermaßen der Sinn & Zweck des Threads.
AFRO95 - 28
Profi (offline)

Dabei seit 01.2008
492 Beiträge
Geschrieben am: 27.05.2020 um 15:22 Uhr
Zuletzt editiert am: 27.05.2020 um 15:23 Uhr

Und was ist dann dein Ansatz?
Sagen du böser böser Bub schäm dich und mach es nicht nochmal sonst kriegst was auf den hintern?
Manche Menschen sind einfach nicht fähig in einer Gesellschaft zu leben und bleiben dann zb in Sicherheitsverwahrung.

Ausserdem ist mir eher das Gegenteil bekannt, wenn jemand lebenslang bekommt, darf er mit guter Führung meist deutlich früher wieder raus.

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dMmw
Fortgeschrittener (offline)

Dabei seit 10.2019
80 Beiträge
Geschrieben am: 27.05.2020 um 19:13 Uhr

Wie wäre es mit elektrischen Fußfesseln?.
polarrev - 5
Halbprofi (offline)

Dabei seit 03.2020
127 Beiträge

Geschrieben am: 27.05.2020 um 19:27 Uhr
Zuletzt editiert am: 27.05.2020 um 19:34 Uhr

Zitat von AFRO95:

Und was ist dann dein Ansatz?
Sagen du böser böser Bub schäm dich und mach es nicht nochmal sonst kriegst was auf den hintern?
Manche Menschen sind einfach nicht fähig in einer Gesellschaft zu leben und bleiben dann zb in Sicherheitsverwahrung.

Ausserdem ist mir eher das Gegenteil bekannt, wenn jemand lebenslang bekommt, darf er mit guter Führung meist deutlich früher wieder raus.


Nein, denn das wäre zu einfach gedacht.
Ich weiß zugegebenermaßen nicht, wie die Resozialisierung genau abläuft. Ich denke, dass die Insassen, logischerweise, klinisch bzw. psychologisch betreut werden. Eine adäquate Art ist eben die psychologische Behandlung, die die Hintergründe der Tat angreift. Menschen werden nicht 'böse' geboren, sondern werden 'böse' gemacht (jedenfalls der Großteil)

Du sagst es ja selber. 'Manche'.
Es gibt sicherlich Menschen - spontanes Beispiel der pädophile Serienkiller Peter Scully - deren Resozialisierungsprozess durch zu viele Barrieren gehindert wird. Soziopathie ist etwa schwer bis unmöglich zu behandeln (wobei nicht jeder Soziopath ein Mörder ist)

15 Jahre sind Minimum. Wie soll jemand früher raus, wenn das die Mindestlauftzeit ist? Würde ja sonst dem Begriff nicht gerecht werden.

Zitat von polarrev:

Niemand hat es verdient, für Jahrzehnte oder gar für immer eingesperrt zu werden.


Um das mal kurz aufzugreifen. Ich weiß, dass diese Aussage mit der o.G. im Widerspruch steht. Ich glaube an das 'Gute' im Menschen, unabhängig von der Tat. Vielleicht ist es naiv zu glauben, dass Menschen wie, Extrembeispiel, Adolf Hitler, resozialisierbar sind, aber das ist eben mein Bestreben. Der Grund weshalb ich Psychologie studieren und Menschen helfen möchte.

Menschen, sind schwierig und problematisch, aber nicht verloren. Mein Credo, sozusagen.
AFRO95 - 28
Profi (offline)

Dabei seit 01.2008
492 Beiträge
Geschrieben am: 27.05.2020 um 23:56 Uhr

Wenn sich aber jemand durch solche Aktionen bewiesener Maßen als nicht geeignet gezeigt hat in einer Gesellschaft zu leben dann muss er halt ausserhalb dieser Leben.
Man wird normalerweise ja nicht präventiv eingesperrt sondern nur nachdem man Mist gebaut hat. Dass du an das Gute im Menschen glaubst ist ja schön aber eben nicht Realität, durch gute Führung kann man soweit ich das weiß Haftmilderung kriegen und zb nur zum Schlafen in die Zelle.

Finde das System bei uns gar nicht so schlecht, man wird weggesperrt und hat Zeit über sein Verhalten nachzudenken und wenn man sich benimmt darf man wieder raus bzw sogar früher wieder raus, ist man jedoch nicht bereit sein Verhalten zu überdenken bleibst halt eingesperrt.

Und ich glaube du machst es dir mit dem ich interesiere mich dafür warum Menschen Sachen tun und deswegen will ich Psychologie studieren etwas zu einfach.

Prinzipiell sollte jeder intelligente Mensch erstmal hinterfragen warum jemand etwas getan hat damit er die Intention dahinter versteht, für sowas braucht man aber nicht Psychologie zu studieren.

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polarrev - 5
Halbprofi (offline)

Dabei seit 03.2020
127 Beiträge

Geschrieben am: 28.05.2020 um 07:38 Uhr
Zuletzt editiert am: 28.05.2020 um 07:48 Uhr

Jemanden vorbeugend einzusperren wäre auch nicht realisierbar (Minority Report lässt übrigens grüßen)
Nun, jeder Mensch hat seine eigene Realität. Meine ist, dass jeder Mensch oder zumindest ein Großteil heilbar ist, wenn man sich die Zeit nimmt. Dafür sind Kenntnisse, Praktiken, nötig, die weit über mein Wissen hinausgehen (deshalb: Psychologie)

In Irland bedeutet lebenslänglich min. 7 Jahre. In Schweden sind es 10. Dänemark 12. Norwegen (und weitere 19 Staaten) haben die lebenslange Freiheitsstrafe abgeschafft (in NO liegt die Höchsstrafe bei 21 Jahren) Jedes Jahr kann in Norwegen ein Antrag auf Entlassung gestellt werden. Wobei auch hier Ausnahmen gegeben sind, wie Anders Breivik, bei dem die Verwahrung auf 'unbestimmt' gesetzt wurde. Ist aber auch als Extremfall zu verstehen.

Ich finde es weitaus humaner jemanden für 7 Jahre einzusperren bzw. auf 7 zu fixieren und ggf. zu verlängern. Abhängig von der Führung eben.

Zitat von AFRO95:


Prinzipiell sollte jeder intelligente Mensch erstmal hinterfragen warum jemand etwas getan hat damit er die Intention dahinter versteht, für sowas braucht man aber nicht Psychologie zu studieren.


Das ist wiederum zu einfach gedacht. Hinterfragen heißt nicht verstehen. Der Mensch ist komplexer als es den Anschein hat. Es erfordert viel, nicht nur die Fähigkeit hinterfragen zu können.
Lenowyrr - 34
Team-Ulmler (offline)


Dabei seit 04.2005
2136 Beiträge

Geschrieben am: 28.05.2020 um 09:06 Uhr

Zitat von polarrev:

[...] Nun, jeder Mensch hat seine eigene Realität. Meine ist, dass jeder Mensch oder zumindest ein Großteil heilbar ist, wenn man sich die Zeit nimmt. Dafür sind Kenntnisse, Praktiken, nötig, die weit über mein Wissen hinausgehen (deshalb: Psychologie)

Die Aussage ist allerdings schwierig, da wir es hier mit der psychischen Vielfalt der Menschen zu tun haben. Was du damit sagst ist, dass Menschen die nicht in dein bzw. das generelle gesellschaftliche Konzept der "Normalität" passen, per se "krank" sind.
Oder anders gesagt, Menschen die straffällig geworden sind bedürfen nicht zwangsläufig einer "Heilung", aber evtl. war deine Wortwahl dahingehend nur etwas unglücklich.

Die Ursachenforschung allerdings, warum Menschen kriminell werden bzw. schwere Straftaten begehen ist unglaublich interessant, hat aber nichts mit der Resozialisierung von Straftätern zu tun.

Zitat von polarrev:

In Irland bedeutet lebenslänglich min. 7 Jahre. In Schweden sind es 10. Dänemark 12. Norwegen (und weitere 19 Staaten) haben die lebenslange Freiheitsstrafe abgeschafft (in NO liegt die Höchsstrafe bei 21 Jahren) Jedes Jahr kann in Norwegen ein Antrag auf Entlassung gestellt werden. Wobei auch hier Ausnahmen gegeben sind, wie Anders Breivik, bei dem die Verwahrung auf 'unbestimmt' gesetzt wurde. Ist aber auch als Extremfall zu verstehen.

Ich finde es weitaus humaner jemanden für 7 Jahre einzusperren bzw. auf 7 zu fixieren und ggf. zu verlängern. Abhängig von der Führung eben.


Die Entscheidung ob das System zum Strafvollzug in Deutschland weiterhin "up to date" ist oder einer Überarbeitung bedarf würde ich allerdings nicht in die Hände von Juristen legen, genausowenig wie ich die Einschätzung der Effizienz eines Medikaments nicht Medizinern, sondern Wissenschaftlern überlassen würde.

Ohne das Policy Paper der Juristen zu sehr entwerten zu wollen ist es definitiv sinnvoll zu hinterfragen ob man nicht schon nach 7 Jahren feststellen kann ob sich jemand "gebessert" hat. Die Faktoren sind dahingehend aber etwas komplexer als "ich finde 15 Jahre zu lang" und hängen u.A. von der Verfügbarkeit von geschultem Personal zur Resozialisierung, den entsprechenden Ressourcen und einem vernünftigen System zur Begleitung nach der Entlassung ab.

Zitat von AFRO95:


Prinzipiell sollte jeder intelligente Mensch erstmal hinterfragen warum jemand etwas getan hat damit er die Intention dahinter versteht, für sowas braucht man aber nicht Psychologie zu studieren.

Zitat von polarrev:

Das ist wiederum zu einfach gedacht. Hinterfragen heißt nicht verstehen. Der Mensch ist komplexer als es den Anschein hat. Es erfordert viel, nicht nur die Fähigkeit hinterfragen zu können.

Und hier stimme ich dir vollkommen zu, wobei ich das ganze noch etwas erweitern und nicht nur auf den Menschen begrenzen würde, sondern um jegliches Thema. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass wir hier alle viel diskutieren können, aber solange kein Kriminologe und weitere Experten anwesend sind zu keinem vernünftigen Ergebnis kommen. ;-)

Worauf wir uns glaube ich einigen können ist, dass wir von Glück reden können keine amerikanischen Verhältnisse (privatisierte JVAs, öffentliche Listen für Straftäter, etc.) haben, welche es fast ein Ding der Unmöglichkeit machen wieder in die Gesellschaft integriert zu werden.

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Es eskaliert ja doch... ¯\_(ツ)_/¯

polarrev - 5
Halbprofi (offline)

Dabei seit 03.2020
127 Beiträge

Geschrieben am: 28.05.2020 um 09:34 Uhr

Für mich gibt es im Grunde kein 'Normal', denn ansonsten müsste ich Menschen ausschließen, die nicht 'krank' sondern lediglich 'anders' sind. Die Formulierung ist tatsächlich etwas unglücklich gewählt. Ich gehe aber beim (schwerwiegenden) Verbrechen eben von einer 'psychischen Schädigung' aus, sofern man Faktoren wie bspw. Erpressung ausschließt. Sprich, nicht jeder der mordet, klaut, etc., ist psychisch krank. In diesem Fall greife ich maximal die Moral an.

Danke, für deine Ausführlichkeiten. Eröffnet nicht nur neue Ansichten, sondern gibt auch zu denken.

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Inge73 - 51
Anfänger (offline)

Dabei seit 11.2016
18 Beiträge
Geschrieben am: 28.05.2020 um 16:18 Uhr
Zuletzt editiert am: 28.05.2020 um 16:25 Uhr

Also ich bin dafür solche Subjekte wie Vergewaltiger oder Kinderschänder zu kastrieren dann kann man sie früher entlassen. Was ist mit den Opfern wenn die Idioten vor Gericht heucheln es tut mir leid. Was ist mit deren Familien oder Partnern? Die müssen damit leben und nicht die Täter. Immer die Gutmensch wo einen auf Mitleid machen und sagen man darf man doch nicht...… :kotzer: :kotzer:

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Inge73 - 51
Anfänger (offline)

Dabei seit 11.2016
18 Beiträge
Geschrieben am: 28.05.2020 um 16:22 Uhr

Und schaut euch mal die Zahl der Wiederholungstäter an welche als "resozialisiert entlassen wurden. Ich glaube Ihr habt niemand in eurer Familie wo betroffen war.
Da sieht nämlich die Welt plötzlich ganz anders aus !!!!!!!!!!!!!!!!

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buick - 63
Anfänger (offline)

Dabei seit 08.2005
19 Beiträge

Geschrieben am: 28.05.2020 um 18:37 Uhr

Seit wann gibt es in unserem Strafvollzug die Resozialisierung nicht nur auf dem Papier?

Das Leben ist hart, aber ungerecht!

_BlackLight_ - 29
Profi (offline)

Dabei seit 07.2015
610 Beiträge
Geschrieben am: 28.05.2020 um 22:54 Uhr
Zuletzt editiert am: 28.05.2020 um 22:54 Uhr

Zitat von polarrev:

Für mich gibt es im Grunde kein 'Normal', denn ansonsten müsste ich Menschen ausschließen, die nicht 'krank' sondern lediglich 'anders' sind. Die Formulierung ist tatsächlich etwas unglücklich gewählt. Ich gehe aber beim (schwerwiegenden) Verbrechen eben von einer 'psychischen Schädigung' aus, sofern man Faktoren wie bspw. Erpressung ausschließt. Sprich, nicht jeder der mordet, klaut, etc., ist psychisch krank. In diesem Fall greife ich maximal die Moral an.


Hier würde ich doch gern nochmals nachhaken, da du zwar Faktoren nennst, aber die Unterscheidung/Abgrenzung von "klassischen" zu psychisch bedingten Verbrechen nicht exakt spezifizierst.

Was man bei der ganzen Diskussion nicht vergessen sollte: Strafen haben nicht nur den Sinn, Verbrecher zu bestrafen. Das Gedankenkonstrukt, das dahinter steht, ist weit komplexer und geht über individualpsychologische Aspekte hinaus - ich persönlich würde sogar davon ausgehen, dass die gesellschaftlichen Wirkungen wie Abschreckung, "Genugtuung" für die Opfer, Vermeiden von Selbstjustiz usw bei dem Konzept im Vordergrund stehen, wofür

Zitat:

Also ich bin dafür solche Subjekte wie Vergewaltiger oder Kinderschänder zu kastrieren dann kann man sie früher entlassen.

ein schönes Beispiel darstellt.

Übrigens sind Resozialisierungsmaßnahmen in jedem Fall der Dreh- und Angelpunkt, denn wenn man deinen Gedankengang weiter verfolgt, sollten psychisch bedingte Verbrechen präventiv durch Resozialisierungsmaßnahmen vermieden werden können. Womit wir übrigens wieder bei "Minority Report lässt grüßen" wären ;-)

PS: Ich hoffe, du hast das Buch von Philip K. Dick gelesen. Ist um Längen besser als die Verfilmung, die einige zentrale Elemente ins Gegenteil verkehrt :-(

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"Sie haben kein Recht auf Ihre Meinung. Sie haben ein Recht auf Ihre fundierte Meinung." H. Ellison

_BlackLight_ - 29
Profi (offline)

Dabei seit 07.2015
610 Beiträge
Geschrieben am: 28.05.2020 um 23:04 Uhr
Zuletzt editiert am: 28.05.2020 um 23:04 Uhr

Zitat:

In Deutschland versteht man unter 'lebenslänglich' min. 15 Jahre Verbüßungszeit. In den meisten Fällen sind es aber weit mehr.

Ach ja: Dazu hätte ich gern eine Quelle (sieh es als Vorbereitung auf das Studium ;-) ) - insbesondere eine, die zwischen lebenslanger Freiheitsstrafe und Sicherungsverwahrung unterscheidet, da bei letzterer andere Ziele im Fokus liegen

"Sie haben kein Recht auf Ihre Meinung. Sie haben ein Recht auf Ihre fundierte Meinung." H. Ellison

polarrev - 5
Halbprofi (offline)

Dabei seit 03.2020
127 Beiträge

Geschrieben am: 29.05.2020 um 13:27 Uhr
Zuletzt editiert am: 29.05.2020 um 13:29 Uhr

Zitat von _BlackLight_:

Zitat:

In Deutschland versteht man unter 'lebenslänglich' min. 15 Jahre Verbüßungszeit. In den meisten Fällen sind es aber weit mehr.

Ach ja: Dazu hätte ich gern eine Quelle (sieh es als Vorbereitung auf das Studium ;-) ) - insbesondere eine, die zwischen lebenslanger Freiheitsstrafe und Sicherungsverwahrung unterscheidet, da bei letzterer andere Ziele im Fokus liegen


Zitat:

Einer Untersuchung der Kriminologischen Zentralstelle zufolge verließen zu lebenslanger Freiheitsstrafe Verurteilte im Jahr 2014 nach durchschnittlich knapp 18 Jahren das Gefängnis. Darin sind allerdings nicht nur Entlassungen enthalten, sondern beispielsweise auch Abschiebungen ins Ausland oder Todesfälle. Rund neun Prozent der Täter starben 2014 in Haft, jeder Fünfte davon durch Selbstmord. Etwa die Hälfte der Insassen bleibt zwischen 15 und 20 Jahren hinter Gittern. Im März 2016 saßen laut Statistischem Bundesamt knapp 1.900 Menschen mit lebenslanger Strafe ein, neuere Zahlen gibt es nicht.
Link

Du hast Recht, ich habe da gar nicht differenziert. Ich möchte später darauf eingehen.

Btw.
Von Philip K. Dick habe ich bislang nur 'Blade Runner' gelesen (Nein, bin noch am Lesen)

Nachtrag:

'Weit mehr' ist in dem Fall etwas übertrieben. Ich habe einem anderen Artikel entnehmen können, dass die Verbüßungszeit im Durchschnitt bei 22 Jahren liegt. Allerdings war es mir auf den zweiten Blick weniger seriös.
polarrev - 5
Halbprofi (offline)

Dabei seit 03.2020
127 Beiträge

Geschrieben am: 03.06.2020 um 20:00 Uhr
Zuletzt editiert am: 03.06.2020 um 20:01 Uhr

Zitat von Inge73:

Also ich bin dafür solche Subjekte wie Vergewaltiger oder Kinderschänder zu kastrieren dann kann man sie früher entlassen. Was ist mit den Opfern wenn die Idioten vor Gericht heucheln es tut mir leid. Was ist mit deren Familien oder Partnern? Die müssen damit leben und nicht die Täter. Immer die Gutmensch wo einen auf Mitleid machen und sagen man darf man doch nicht...… :kotzer: :kotzer:


Auch Täter müssen damit leben. Nicht alle sind Heuchler und/oder ohne Anstand und Moral. Ob ein Mensch Täter oder nur ein Opfer seiner selbst ist, kann erst nach einem psychologischen Gutachten festgestellt werden, worauf die Justiz stützt. Ebenso ist ein 'es tut mir leid' vor keinem (deutschen) Gericht hinreichend. Hier kann maximal von einer Strafmilderung die Rede sein, wenn der Täter Reue zeigt und sich die Schuld eingesteht.

Mit 'Gutmensch' hat es nichts zu tun. Es geht um rationales und objektives Denken. Kastration verstehe ich als eine grausame Methode sich an jemandem zu 'rächen'. Sicher, ich wäre auch wütend, wenn sich jemand an meiner Schwester vergreifen würde - doch wie soll ich etwas rückgängig machen, das irreversibel ist? Zeit ist irreversibel. Man kann den Täter strafen, indem man selbst zum Täter wird oder man überlässt sämtliche Strafmaßnahmen einer Instanz, die den Täter in erster Linie als Mensch sieht, der straffällig geworden ist - und kümmert sich derweil bestmöglich um Angehörige in Form von Beistehung und ggf. Planung von therapeutischen Maßnahmen.

Persönlich würde ich es nicht wollen, dass jemand bspw. meinen Tod rächt, sofern diesen jemand zu verschulden hat. Hass- und Rachegedanken führen nur zu Chaos und innerer Unruhe. Dies wünsche ich niemandem.

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polarrev - 5
Halbprofi (offline)

Dabei seit 03.2020
127 Beiträge

Geschrieben am: 05.06.2020 um 16:52 Uhr

Zitat von _BlackLight_:


Hier würde ich doch gern nochmals nachhaken, da du zwar Faktoren nennst, aber die Unterscheidung/Abgrenzung von "klassischen" zu psychisch bedingten Verbrechen nicht exakt spezifizierst.

Was man bei der ganzen Diskussion nicht vergessen sollte: Strafen haben nicht nur den Sinn, Verbrecher zu bestrafen. Das Gedankenkonstrukt, das dahinter steht, ist weit komplexer und geht über individualpsychologische Aspekte hinaus - ich persönlich würde sogar davon ausgehen, dass die gesellschaftlichen Wirkungen wie Abschreckung, "Genugtuung" für die Opfer, Vermeiden von Selbstjustiz usw bei dem Konzept im Vordergrund stehen, wofür(...)


(Um mal ein paar konkrete Fälle zu nennen)

Oft sind 'klassische' und psychisch-bedingte Motive fließend. Beispiel ist der zu lebenslang verurteilte Serienkiller Alexander Pitschuschkin (der Schachbrett-Killer), der mehrere Menschen tötete, des Ruhmes wegen. Sprich, er wollte durch seine (Un-)Taten bekannt werden. Anderer Fall ist der Auftragskiller Richard Kuklinski (Iceman), der in seiner Kindheit von seinen Eltern misshandelt wurde. Eigenen Angaben nach tötete er über 200 Menschen für die amerikanisch-italienische Mafia. Einerseits von Geld getrieben, auf der anderen Seite von seelischer Misshandlung, die in ihm Aggressionen hervorriefen.

Rein psychisch-bedingte Fälle (teilweise aus Eigendiagnose) wäre etwa der Zodiac-Killer, Armin Meiwes (Der Kannibale von Rotenburg), Andrei Tschikatilo oder Jeffrey Dahmer.

Den Berichten über den Zodiac-Killer konnte ich entnehmen, dass er in seinen Botschaften (die erst nach Jahren entschlüsselt wurden) von tief verankertem Menschenhass schreibt. Der Auslöser ist nicht bekannt, da er nie gefasst wurde. Ich gehe aber von einem Kindheitstrauma aus. Anders kann ich mir seinen Hass nur schwer erklären.

Armin Meiwes sehe ich als einen äußerst tragischen Fall an, dem es (eigenen Aussagen nach) an Liebe und Halt mangelte. Zwar ist Kannibalismus gewiss eine unkonventionelle und verstörende Methode, die innere Leere zu füllen, aber interessanterweise hat sein Opfer dem eingewilligt. Ändert natürlich nichts an der Tatsache, dass es auch in solch einem Fall ein Verbrechen ist.

Tschikatilo durchlebte eine schwierige Kindheit,da er während des 2. Weltkriegs aufwuchs und all die Gräuel miterlebte. Ebenso wurde er von anderen Kindern gehänselt, schikaniert und körperlich misshandelt, was letztlich sein Ansporn war. Zwar entschuldigt seine Kindheit nicht die Verbrechen, die er begangen hat, aber sie liefert (mögliche / konkrete) Gründe für seine Mordlust.

Dahmer ist ein ähnlicher Fall, da auch hier die Probleme auf die Kindheit zurückführen.

Oberflächlich betrachtet ist ein Serienkiller nur ein Serienkiller. Dabei offenbaren o.g. Fälle, dass auch Mörder im Kern oder im Ursprung soziale, engagierte und hilfsbereite Individuen sind oder waren.
Hier wäre auch der zu lebenslang verurteilte Serienkiller David Berkowitz nennenswert, der in Interviews überraschend freundlich und höflich ist. Quasi der Goodguy der Badguys.
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