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Kritik:
Umweltschutz [Bearbeiten]
Demonstration gegen die Jagd auf dem Pariser Platz in Berlin
Vielfach wird eine stärkere Ausrichtung der Jagd an ökologischen Kriterien gefordert. Über diese wird heftig gestritten. So werde etwa durch Wildfütterung, Wildäcker und andere Hege-Maßnahmen massiv in das Ökosystem eingegriffen und ein unnatürliches Wachstum der Wildpopulationen begünstigt (Populationsdynamik).
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Vergiftung von Wildtieren durch Bleimunition[5]. Dies betrifft vor allem Wasservögel (z. B. Enten)[6] und einige Beutegreifer (z. B. Seeadler), die angeschossene Tiere fressen.[7] In den Niederlanden und Dänemark ist Bleischrot deswegen bereits verboten, in Deutschland bei der Jagd auf Wasserwild an, auf und über Gewässern in den meisten Bundesländern (Stand 2010). Derzeit sind alle beteiligten Akteure um den raschen Ausstieg aus der Nutzung bleihaltiger Munition in den Lebensräumen der Seeadler bemüht. Bleischrot ist in folgenden Bundesländern zumindest bei der Wasservogeljagd verboten, da ein Teil der Schrotkugeln im Wasser niedergeht, dort von gründelnden Vögeln aufgenommen wird und zu Bleivergiftungen führen kann: Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein. Bleihaltige Jagdmunition für Büchsen wird jedoch Stand 2010 weiterhin verwendet, da es Probleme mit der Verformung des Geschosses im Wildkörper und damit verbundenen Energieübertragung gibt, damit das Wild sofort verendet, sowie das Abprallverhalten des Geschosses auf dem Erdboden bei Fehlschüssen.[8][9] In Kalifornien wurde im Zusammenhang mit der Auswilderung des Kondors die Verwendung von bleihaltiger Büchsenmunition verboten, da angenommen wird, dass von Jägern zurückgelassene Innereien des erlegten Wildes von Kondoren aufgenommen werden und die darin enthaltenen Bleipartikel zu Vergiftungen führen können.
Die oft von Jägerseite gebrachte Argumentation im Sinne der nachhaltigen Jagd ist nicht unumstritten, denn der auf das Werk von Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz (1645–1714) zurückgehende forstwirtschaftliche Begriff aus der Sylvicultura oeconomica, oder haußwirthliche Nachricht und Naturmäßige Anweisung zur wilden Baum-Zucht (1713) lässt sich in seinem Grundsatz nicht ohne weiteres auf Wildtiere übertragen. Es existieren verschiedene neuere Modelle für nachhaltige Jagd (z. B. Maximum/Optimal Sustainable Yield), die jedoch eher theoretischer als praktischer Natur sind.
Die Wald-Wild-Problematik [Bearbeiten]
Hohe Wildbestände verhindern häufig einen an den jeweiligen Standort angepassten Waldbau. Hierbei geht in erster Linie darum, dass verschiedene Wildarten (voran Reh-, Rot- und Damwild) sich auch von Teilen holziger Pflanzen ernähren. Knospen werden abgebissen und Baumrinden verletzt, wodurch diese stark geschädigt werden können.
Dem Verbiss folgt im Extremfall, dass sich der Wald nicht mehr oder nur langsam von selbst verjüngen kann, oder Kulturen kostenaufwändig nachgebessert werden müssen. Einhergehend mit dem Ausfall der Verjüngung steht eine qualitative Entwertung des betroffenen Waldes. Durch Bevorzugung bestimmter Baumarten werden die Bestände zunehmend entmischt, also artenärmer. Durch Schälschäden können noch Jahrzehnte später wesentliche Entwertungen eines Bestandes erfolgen.
Vielen Jägern wird vorgeworfen, in erster Linie auf starke Trophäen aus zu sein; hierfür sind überhöhte Schalenwildbestände allerdings kontraproduktiv, da bei zu viel innerartlicher Konkurrenz und Stress das Geweihwachstum geringer ausfällt.
„Überhöhte Schalenwildbestände führen in weiten Teilen der deutschen Wälder zu massiven Problemen; die eingetretenen Schäden sind nicht nur ökologisch bedenklich, sondern haben auch eine erhebliche ökonomische und damit finanzielle Dimension. Durch Wildverbiss werden die Anlage und der notwendige Umbau in naturnahe Mischwälder großflächig behindert.“ Dies sind wesentliche Ergebnisse eines aktuellen Gutachtens zum Wald-Wild-Konflikt des Bundesamts für Naturschutz, des Deutschen Forstwirtschaftsrat und der Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße Waldwirtschaft.[10]
Schalenwild ist aber ein integraler Bestandteil mitteleuropäischer Ökosysteme. Rehe und Hirsche sind Schlüsselarten für die Sicherung der Biologischen Vielfalt und müssen in ihrer Funktion im Ökosystem respektiert werden. Daher sind Lösungen anzustreben, die sowohl eine ökonomisch sinnvolle Holzproduktion möglich machen als auch den Wald in seiner biologischer Vielfalt erhalten. Aktuelle Forschungsprojekte widmen sich diesen konsensfähigen Lösungen zum Wohle von Wald-Wild und biologischer Vielfalt.[11]
Tierschutz [Bearbeiten]
Manche Tierschützer verweisen darauf, dass die Jagd im Allgemeinen oder zumindest bestimmte Jagdarten mit dem Tierschutz nicht vereinbar sei, wobei erwähnt werden muss, dass das Tierschutzgesetz die Jagd ausdrücklich erlaubt. Viele Jagdpraktiken verstoßen jedoch vor allem deswegen nicht gegen das Tierschutzgesetz, weil dieses die Jagd von zahlreichen Bestimmungen ausnimmt (z. B. Verbot, ein Tier auf ein anderes zu hetzen oder das Verbot, ein Wildtier auszusetzen, das nicht an das Klima angepasst ist).
Der Jagdschutz umfasst nach § 23 Bundesjagdgesetz auch den Schutz des Wildes vor wildernden Hunden und Katzen. In diesem Rahmen werden von Jägern jedes Jahr zahlreiche Haustiere (wildernde Hunde und Katzen) erschossen, was von verschiedenen Seiten kritisiert wird. Genaue Zahlen zu den getöteten Tieren stehen nicht zur Verfügung. Im Jagdjahr 2000/2001 wurden nach offiziellen Angaben 435 Hunde und 34.592 Katzen von Jägern getötet, wobei allerdings in der Mehrzahl der Bundesländer gar keine Statistiken existieren. Verschiedene Organisationen schätzen die Zahl getöteter Hunde auf bis zu 40.000 und jene getöteter Katzen auf bis zu 400.000 im Jahr, was von Seiten der Jäger bestritten wird. Während es Fälle gibt, in denen etwa wildernde Hunde Rehe töten, ist die Behauptung der Jägerschaft, die Tötung von Hunden und Katzen diene dem Bestandserhalt der Wildtiere, umstritten [12].
Wissenschaftliche Untersuchungen, die einen signifikanten Einfluss von Hunden und Katzen auf Wildtier- oder Singvogelpopulationen belegen, gibt es allerdings zahlreiche. Die Autoren der Studie „Bestandsaufnahme und Bewertung von Neozoen in Deutschland“ der Universität Rostock kamen 2002 im Auftrag des Umweltbundesamtes zu dem Schluss, dass die Hauskatze zu den „wichtigsten schadensverursachenden Neozoen in Deutschland“ gehört und ihr Gefahrenpotenzial als sehr hoch einzuschätzen ist[13]
In Großbritannien haben Wissenschaftler das Beutespektrum von 986 Hauskatzen ermittelt. Im Zeitraum von Anfang April bis Ende August erbeuteten diese 14.370 Tiere, davon 24 Prozent Vögel sowie 9 Prozent Hasen und Kaninchen [14]. Übertragen auf die rund 2 Millionen streunenden Katzen in Deutschland bedeutet das: Während der Brut- und Aufzuchtzeit fallen herrenlosen Katzen rund 1,1 Millionen Hasen und Kaninchen sowie 6 Millionen Vögel zum Opfer.
US-amerikanische Forscher haben in einer Review-Studie die Ergebnisse zum Fressverhalten streunender Katzen aus 50 Jahren und von vier Kontinenten zusammengetragen[15]. Ihr Fazit: Einzelne Katzen können bis zu 1.000 wildlebende Tiere pro Jahr erbeuten. Kleinere Säugetiere machen etwa 70 Prozent aus, 20 Prozent der Beute sind Vögel. Einen populärwissenschaftlichen Überblick in deutscher Sprache gibt der Tagesspiegel-Artikel „Mörderische Miezen“[16].
Von verwilderten Hauskatzen kann zudem durch Übertragung von Haustierkrankheiten und Hybridisierung eine erhebliche Gefahr für Wildkatzenpopulationen ausgehen.[17]
Tierrechte [Bearbeiten]
Unterstellt man bestimmten Tieren auf Grund von deren Bewusstseinseigenschaften oder Leidensfähigkeit (siehe Pathozentrismus) gewisse Grundrechte (Leben, körperliche Unversehrtheit), wird am Beispiel der Jagd ein Konflikt deutlich. Tierrechtler argumentieren für eine Berücksichtigung von vergleichbaren Interessen ohne ein speziesistisches Ausschließen von gewissen Gruppen. Beide, Tierrechtler und Jäger, sehen sich gegenseitig als radikal an. Die Frage der ethischen Rechtfertigbarkeit von straf- und privatrechtlich relevanten Aktionen wird innerhalb der Tierrechtsbewegung kontrovers diskutiert.[18][19]
Von Jagdgegnern wird die Jagd zudem als „Blutsport“ bezeichnet und abgelehnt, da die „Freude am Töten von Tieren“, bzw. „der Spaß am Töten“ von leidensfähigen und schmerzempfindlichen Lebewesen, den Jäger nach deren Meinung bei der Jagdausübung verspüren, als Hobby und Freizeitbeschäftigung nicht (mehr) mit den Grundsätzen unserer Zivilisation und Kultur zu vereinbaren sei.
Eine Rechtfertigung der Jagd aus philosophischer und kulturhistorischer Sicht formulierte u.a. der spanische Philosoph Jose Ortega y Gasset („Meditationen über die Jagd“, zuerst 1943).
Gefahren für Menschen durch die Jagd [Bearbeiten]
Bei der Jagdausübung kann es zu Unfällen kommen. Für das Jahr 2009 registrierte der Spitzenverband der Landwirtschaftlichen Sozialversicherungen 854 Fälle, in denen sich Jäger verletzten. Ursache für über 350 Fälle davon sind Äste, Dornen, Baumstümpfe oder Unebenheiten des Bodens, die zu Prellungen, Stauchungen oder Brüchen führten. Rund achtzig mal passierten Unfälle mit Messern beim Verarbeiten des Wildes. Ein tödlicher Unfall mit einer Jagdwaffe ereignete sich nach Angaben des Spitzenverbandes 2009. 2008 gab es drei tödliche Unfälle mit Jagdwaffen bei 348.000 Jägern in Deutschland.
Einer älteren Studie aus dem Jahr 1993 der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster zufolge kommt es jedes Jahr zu 1.600 angezeigten Jagdunfällen, zu denen noch eine nicht unerhebliche Dunkelziffer addiert werden müsse. Hauptursachen sind Unachtsamkeit (zum Beispiel Schussabgabe, obwohl Menschen im Schussfeld stehen) und unsachgemäße Waffenhandhabung (zum Beispiel Unterlassen des Sicherns oder Entladens der Waffe, wenn dies geboten wäre).[20] Um die Sicherheit zu erhöhen, ist auf Gesellschaftsjagden Warnkleidung z. B. Blaze Orange vorgeschrieben; in den meisten Bundesländern reicht es auch für Schützen nicht mehr aus, nur ein Hutband zu tragen, sondern mindestens noch eine Warnweste.
I still don't believe in Germanys right to exist.