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5204 Beiträge

Geschrieben am: 14.01.2006 um 11:57 Uhr

"Es gibt immer genügend Arbeit"

Herr Trapattoni, gut zehn Tage Trainingslager liegen hinter Ihnen und Ihrer Mannschaft. Sind Sie mit dem Verlauf zufrieden gewesen?
Giovanni Trapattoni: "Ja, sehr sogar. Es verlief alles nach Plan. Wir haben sehr gut gearbeitet, hatten keine Verletzungsprobleme und ein perfektes Umfeld. Es hätte kaum besser sein können."
Also war die weite Reise in das Emirat die richtige Entscheidung. Auch wenn die Mannschaft jeden Tag zwanzig Minuten mit dem Bus zum Trainingsplatz fahren musste.
Giovanni Trapattoni: "Was sind denn schon zwanzig Minuten? Wichtig war, dass wir einen guten Platz zum Arbeiten hatten. Und nach allem was ich hier gesehen habe, hatten wir den besten Platz in ganz Dubai. Dafür nimmt man dann auch mal gerne eine längere Anfahrt in Kauf. Und ich habe keinen einzigen Spieler gehört, der sich darüber beklagt hätte. Der Platz, unsere ganze Trainingsanlage sowie die Organisation waren perfekt und unser Hotel war es auch."

Sie freuen sich also schon auf das nächste Jahr, wenn der VfB wieder an den Persischen Golf reisen wird?
Giovanni Trapattoni: "Natürlich. Es ist immer schön, wenn man beste Bedingungen vorfindet und dann schon weiß, dass man im nächsten Jahr wiederkommen wird. Ich bin froh, dass wir jetzt schon Klarheit und eine gewisse Planungssicherheit für unser nächstes Wintertrainingslager haben."

Beobachter der Szenerie der vergangenen Tage konnten eine höhere Intensität der Einheiten im Vergleich zum vergangenen Sommer feststellen. Was war hierfür der Grund?
Giovanni Trapattoni: "Ganz einfach, alle Spieler sind zu Beginn des Jahres auf demselben Niveau gewesen und konnten deshalb entsprechend arbeiten. Sehen Sie, im Sommer sind viele Spieler später ins Training eingestiegen, weil sie beim Confederations Cup gespielt haben. Unsere Neuzugänge sind zum Teil erst sehr spät dazugekommen. Die Mannschaft war nicht auf einem Niveau und musste deshalb unterschiedlich arbeiten. Dazu kam, dass auch ich neu war und die Spieler und ihre Möglichkeiten erst kennen lernen musste."

War dieser Umstand mit ein Grund für die durchwachsene Hinserie des VfB?
Giovanni Trapattoni: "Die Mannschaft musste sich erst finden, alle Spieler erst richtig fit werden. Wir haben aber die Resultate unserer Arbeit gegen Ende der Hinrunde gesehen. Die Mannschaft ist mit der Zeit gewachsen, wurde immer mehr eine Einheit. Das gilt es nun mit den hier erarbeiteten Grundlagen in der zweiten Hälfte der Saison fortzusetzen. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir uns weiter steigern und eine gute Rückrunde spielen werden."

Die höhere Belastung scheint derweil allen gut bekommen zu sein, denn über Verletzte musste sich der VfB nicht beklagen.
Giovanni Trapattoni: "Ja, zum Glück. Außer Daniel Bierofka, der noch ein wenig Zeit brauchen wird, hatte ich endlich wieder einmal alle Spieler an Bord. Außer kleineren Blessuren, die im Training oder bei Testspielen immer passieren können, hatten wir keine Probleme. Auch dieser Umstand, nämlich, dass alle das volle Pensum absolvieren konnten, wird uns in der Rückrunde helfen. Da bin ich mir ganz sicher."

Nicht ganz so erfreulich verliefen bislang die Testspiele. Lediglich gegen den Dubai Sports Club gab es einen Sieg. Sind Sie deshalb mit Blick auf den Rückrundenstart in Sorge?
Giovanni Trapattoni: "Überhaupt nicht. Solche Ergebnisse sind in der Vorbereitung ganz normal. Das erste Spiel gegen Rostock war nach drei intensiven Trainingstagen. Uns hat in dieser Partie etwas die Frische gefehlt. Aber ich habe dort gute Dinge von der Mannschaft gesehen, war zufrieden, wie sie auf dem Platz gearbeitet und sich verhalten hat. Deshalb bin ich auch zuversichtlich für den Saisonstart. Die anderen beiden Spiele waren auch in Ordnung. Gegen Dubai wurden wir sicher nicht so gefordert, wie es normalerweise der Fall ist und das Nationalteam der Elfenbeinküste hat gezeigt, dass es zurecht bei der WM dabei sein wird. Sie haben eine starke Mannschaft, die unmittelbar vor dem Beginn des Afrika-Cups steht und deshalb entsprechend fit und in Form ist."

Nach dem abschließenden Testspiel gegen den FC Zürich geht es zurück in die winterliche Heimat. Wie geht es dort weiter?
Giovanni Trapattoni: "Zunächst möchte ich gegen Zürich eine weitere Steigerung sehen. Erst danach können wir in Ruhe nach Hause reisen. Am Montag ist trainingsfrei und ab Dienstag wird wieder normal gearbeitet. Morgens im Kraft- und Ausdauerbereich, nachmittags mit dem Ball. Da in Stuttgart Schnee liegt, wie ich gehört habe, ist es gut möglich, dass wir nachmittags in der Sportschule in Ruit sein werden, um auf einem entsprechend guten Platz trainieren zu können."

Mit Marco Streller, Boris Zivkovic und Tobias Rathgeb haben im Laufe des Trainingslagers gleich drei Spieler den VfB verlassen. Wie sehen Sie den Abgang dieses Trios?
Giovanni Trapattoni: "Für Marco und Boris ist es wichtig wieder Spielpraxis zu bekommen. Vor allem Marco fehlt nach vielen Verletzungen noch immer der Rhythmus. Bei uns wäre er wahrscheinlich nicht immer zum Zug gekommen, insofern war der Schritt, ihn auszuleihen und ihm in Köln die Möglichkeit zu spielen zu geben, sicherlich richtig. Ähnlich sieht es bei Boris aus. Er hat lange nicht gespielt und muss erst wieder seine Form finden. Und Tobias hat in Rostock die Möglichkeit sich weiter zu verbessern. Er hat eine sehr gute Hinrunde in unserer zweiten Mannschaft gespielt, aber augenblicklich wäre in der ersten Mannschaft kein Platz für ihn gewesen. Deshalb denke ich, dass seine Entscheidung, den Mittelweg zu wählen, richtig war."

Seit Beginn des neuen Jahres wirkt Horst Heldt als Teammanager an Ihrer Seite. Sind Sie mit den ersten Arbeiten ihres ehemaligen Spielers, der unter Ihnen nicht mehr zum Zug kam, zufrieden?
Giovanni Trapattoni: "Nun, zunächst einmal hat das eine mit dem anderen nichts zu tun. Horst weiß sehr gut, wie ich über Fußball denke und warum er im letzten halben Jahr nicht gespielt hat. Er ist ein intelligenter Junge und wir haben schon früher viel miteinander gesprochen. Ich habe ihm schon damals gesagt, dass ich es begrüßen würde, wenn er dem Verein in einer anderen Position erhalten bliebe. Meine zweite Karriere hat seinerzeit ganz ähnlich begonnen. Auch das habe ich ihm gesagt. Er hat sich schon gut eingearbeitet. Wir sind in ständigem Kontakt und sprechen viel miteinander."

Wie wird die weitere Arbeit mit Horst Heldt aussehen?
Giovanni Trapattoni: "Es gibt immer genügend Arbeit. Zunächst hat Horst im Trainingslager mit allen Spielern Einzelgespräche geführt. Jeder weiß nun, was wir erwarten und wohin unser Weg führen soll. Wir müssen in den kommenden Wochen und Monaten die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft des VfB stellen. Es gibt Spieler, deren Verträge nach dieser oder nach der nächsten Saison auslaufen. Mit ihnen müssen wir reden und Klarheit schaffen. Dazu gilt es die Planungen für unsere Zugänge im Sommer voranzutreiben. Wir haben sicher einiges zu tun."

Und was erwarten Sie sich für die Rückrunde in dieser Saison?
Giovanni Trapattoni: "Ich erwarte, dass wir uns weiter steigern und ins internationale Geschäft kommen. Davon sind wir nach 17 Spielen nur einen Punkt entfernt. Das ist sicherlich noch gutzumachen. Wir müssen mit Enthusiasmus und Leidenschaft in die zweite Saisonhälfte gehen, dann werden wir unsere Vorgaben auch erfüllen können."

hier des interview mit trap!!