Zitat von big_andy:
Stärken und Schwächen nur so zwischen rein :P
Stärken
Tradition: Es klingt vielleicht etwas abgedroschen, wird dadurch aber nicht weniger wahr: Deutschland ist traditionell eine echte Turnier-Mannschaft, die sich von Spiel zu Spiel zu steigern vermag. Hollands Mark van Bommel umreißt dieses fußballerische Naturgesetz mit den Worten: "Sie spielen nicht immer schön, aber sie kommen immer weiter."
Kreatives Potenzial: Selten hat eine deutsche Nationalmannschaft über so viel technisch versierte Spieler verfügt. Von Philipp Lahm über Bastian Schweinsteiger, selbstverständlich Mesut Özil, Marko Marin und Toni Kroos bis zu Cacau - alle können exzellent mit dem Ball umgehen und spielentscheidende Akzente setzen.
Teamgeist: "Wir haben wirklich sehr gute Charaktere und sehr gute Fußballer dabei", meint Miroslav Klose im "kicker". Das Team präsentiert sich in der Tat als Einheit, Interims-Kapitän Philipp Lahm ist unumstritten, alle Beteiligten heben den intensiven Zusammenhalt hervor. Stinkstiefel gibt es nicht. Es gibt Ausnahmespieler, aber keine Spieler mit Ausnahmestellung. Das schweißt zusammen.
Bayern-Block: Blockbildung innerhalb einer Nationalmannschaft ist in den meisten Fällen von Vorteil, egal aus welchem Top-Team. Diesmal stellen eben wieder die Münchner die größte Fraktion. Lahm, Badstuber, Schweinsteiger, Müller, Klose oder auch Gomez. Eine rote Achse von Tor zu Tor. Man kennt sich, kennt Lauf- und Passwege und bringt das Selbstbewusstsein eines Double-Siegers mit ins Turnier.
Hungrige Jugend: Holger Badstuber steht exemplarisch für die radikale Verjüngungsstrategie unter Bundestrainer Joachim Löw. Vor einem Jahr noch Bayern-Amateur, jetzt Stammkraft im WM-Kader. Die Nonchalance scheint ebenfalls typisch für eine neue hochmotivierte und hochprofessionelle Spieler-Generation: "Lampenfieber gibt es bei mir eigentlich nicht mehr", erklärt Badstuber nüchtern. "Ich freue mich einfach, wenn ich jeden Tag Fußball spielen kann."
Unberechenbarkeit: In gewisser Weise gleicht die deutsche Nationalmannschaft nach den prominenten Ausfällen und dem Generationentransfer einer sportlichen Wundertüte. Hop oder top, lautet bei vielen Fans die Prognose für die WM. Dies kann auch ein Vorteil sein. Die Gegner können sich im Vorfeld nicht auf bekannte Namen einstellen. Khedira, Badstuber, Neuer, Müller und Co. dürften für Überraschungen sorgen - hoffentlich für positive.
Schwächen
Unerfahrenheit: Joachim Löw bietet am Kap das jüngste deutsche WM-Team seit 1934 auf. Zwar werden die jungen Protagonisten nicht müde zu erklären, sie seien Drucksituationen beispielsweise aus der Champions League oder dem Europa-Pokal gewohnt beziehungsweise hätten beim FC Bayern von Natur aus immer Druck. Doch Rückstände bei einer WM oder auch Elfmeterschießen sind sicherlich noch einmal ein ganz anderes Niveau fürs Nervenkostüm. Jogis "Junge Wilde": die Medaille hat eben immer zwei Seiten.
Defensivverhalten: Die erste Halbzeit gegen Bosnien-Herzegowina hat Schwächen in der Abstimmung offengelegt, die auch eine Münchner Block-Bildung nicht immer zu kompensieren vermag. Die Viererkette ist ebenso wenig eingespielt, wie die Doppel-Sechs Schweinsteiger/Khedira. Friedrich spielt den neuen Part links in der Innenverteidigung, Badstuber und Aogo streiten sich um den Platz links außen. Fehler und Missverständnisse sind vorprogrammiert.
Standards: Die letzten Minuten laufen, noch mal ein Eckball, ein Freistoß in aussichtsreicher Position. Die Statistik hat gezeigt, dass Standardsituation bei großen Turnieren mehr als nur das Zünglein an der Waage sind. Doch schon seit längerem lässt das deutsche Team bei ruhenden Bällen, speziell bei Ecken, jegliche Gefahr vermissen. Löw weiß das und wird dementsprechende Trainingseinheiten ansetzen, nachdem er nun im Spielort endlich alle Spieler fürs Einstudieren zur Verfügung hat. Spät, klar, aber vielleicht nicht zu spät. Immerhin verfügt das Team zweifellos über erstklassige Freistoßschützen, Vorlagengeber und Kopfballspieler.
Sturm: Löws Nibelungentreue zu Miroslav Klose im 4-2-3-1 steht gleich gegen Australien auf dem Prüfstand. Der Bundestrainer vertraut dem Bayern-Stürmer in anhaltendem Formtief. Sollte Klose dieses Vertrauen nicht endlich mit Effektivität zurückzahlen, wird Löw nicht um den formstarken und quirligen Cacau herumkommen. Auch Stefan Kießling stünde bereit und sogar Mario Gomez soll aktuell mit positiver Tendenz auffällig geworden sein.