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Vielen Dank an alle, die gepostet haben! Jeder Post zeigt eine begründete Meinung und hilft mir weiter.
Im folgenden gehe ich auf eure Meinungen ein, fasse die Meinungen zusammen und beziehe Stellung. Ich werfe neue Fragen auf, bei denen ihr mir hoffentlich wieder weiter helfen könnt. Macht mich bitte auf etwaige Denkfehler aufmerksam.
Es ist wieder ein langer Text, ich weiss. Aber seht es mal so: Ihr kriegt auch die ganze Bandbreite an Informationen
[*]1. JA, ich will mich verändern. Aber nicht, weil meine Freundin mit meinem Verhalten nicht umgehen kann. Sondern weil ich realisiert habe, dass ich die Menschen, die mir am meisten bedeuten, mit meinem Verhalten verletze.
[*]Wenn man sich meine Geschichte durchliest kann man als objektiver Leser den Eindruck gewonnen haben, dass ich ihr letzten Sonntag nur unter dem Druck des Schlussmachens gesagt habe, dass ich mich ändern will.
[*]Aber das ist nicht so. Ich hatte schon vorher begriffen, dass ich mich ändern muss:
Bereits 2 Wochen zuvor, bei unserem letzten Streit, habe ich für mich realisiert, dass ich meine Freundin sehr verletze mit meiner Art. In dem Fall war es ein unangemessener Freeze. Wir waren damals bei ihr und ich sagte bereits, dass ich nach Hause fahre, weil ich alleine sein will. Und sie weiss ganz genau, dass ich kein Typ der leeren Drohungen bin, denn in den Fällen zuvor bin ich wirklich dann immer nach Hause gefahren. Also fehlende Konsequenz ist bei mir eher nicht das Problem. Dann habe ich aber geschnallt, das das Wegrennen bei Streitereien keine Lösung ist und ich sie nicht schon wieder verletzen will. Wenn ich wieder weggefahren wäre, wäre das Resultat gewesen, dass sie den ganzen Tag geweint hätte und ich mal wieder wegen einer Kleinigkeit eine ungeheure Wut gegen sie aufgebaut hätte. Wenn jetzt jemand bei mir ein passiv-aggressives Verhalten diagnostizieren würde, würde ich das nicht abstreiten.
Naja, auf jeden Fall bin ich geblieben und bin das erste Mal bei einem Streit wirklich auf sie zugegangen. Wir haben drüber geredet, wie es zu der Situation kommen konnte und was wir besser machen wollen.
Es ist ja nicht nur meine Freundin, die dieses gefühlskalte Racheverhalten von mir kennt. Meine Eltern und meine beiden älteren Geschwister haben mir schon oftmals vorher gesagt, dass ich früher (damit meinen sie ein paar Jahre zuvor - wahrscheinlich die Zeit vor Pickup) lockerer und fröhlicher war und heute sehr sensibel auf Kritik reagiere und wenig kompromissbereit bin. Paradoxerweise hat meine Family mir das zuletzt letzten Samstag gesagt, einen Tag vor besagtem Sonntag.
Und JA, meine Familie hat Recht. Es stimmt, früher war ich auch lockerer. Durch Pickup hat sich ein kleines Männchen in mein Gehirn gesetzt, dass jede Aktion und Reaktion analysiert und mich zu Entscheidungen führt, die ausschließlich rational und nicht gefühlsmäßig sind. Ich treffe also Entscheidungen, die mein Herz gar nicht möchte. Kein Wunder, dass ich heute viel angespannter und verkrampfter bin als früher. Die Tatsache, dass ich vieles rational entscheide ist für meine weitere berufliche Zukunft, der Selbstständigkeit, vielleicht gar keine so schlechte Eigenschaft. Aber in privaten Fragen, wo es um Gefühle und Emotionen geht funktioniert das wohl nicht. Da heisst es jetzt für mich, Differenzieren zu lernen zwischen Privatem und Beruf.
[*]2. Ich will wissen was meine Ängste sind und was hinter meinem Verhalten steht. Und danach so schnell wie möglich ab in die Tonne mit den Ängsten!
Mein Verhalten ist nur das, was an die Oberfläche tritt. Das, was meine Mitmenschen mitkriegen. Ich will aber nicht nur oberflächlich draufschauen. Ich muss an die Wurzel meiner Probleme. Und diese Wurzeln muss ich rausreissen.
Meine Ängste & Bedürfnissee
Ich habe mal von Fritz Riemanns Buch "Die Grundformen der Angst" gehört und mich ein wenig darüber informiert. Wenn ich mich in sein System einordnen müsste, würde ich mich einschätzen als einen zwanghaft-schizoiden Charakter. Also jemand, der Angst vor Veränderung und vor Abhängigkeit hat. Ich finde Langfristigkeit gut und begebe mich extrem ungerne in Situationen, bei denen andere Menschen über mich und meine Zeit entscheiden. Treffe also gerne selbst Entscheidungen, da bin ich unabhängig von anderen und fühle mich als Individuum.
Hier sind meine zwei wesentlichen Grundängste und mein wesentliches Grundbedürfnis:
Meine Angst vor Veränderung & Verlust
Meine Angst vor Abhängigkeit & Nähe
Mein Bedürfnis nach Liebe & Zuneigung
Ich glaube fast alle meine Ängste innerhalb meiner Beziehung, aber auch grundsätzlich innerhalb von meinen sozialen Kontakten, lassen sich auf diese beiden Grundängste und mein Grundbedürfnis reduzieren:
Meine Angst vor Betaisierung & Attraction-Verlust ist eine Form der Verlustangst. Sie ist aber auch eine Form der Angst vor Abhängigkeit.
Verlustangst, weil ich Angst davor habe Attraction zu verlieren und meine Freundin dadurch das Interesse an mir verliert.
Angst vor Abhängigkeit, weil ich gerne meinen eigenen Hobbies & Interessen nachgehe und über meine Zeit selbst entscheiden will. Ich bin ein eigenständiger Mensch.
Welche Verhaltensweisen lege ich aufgrund der Angst vor Betaisierung an den Tag?
- "Das Rache-Syndrom"
- "Das Eisblock-Syndrom"
- "Das Keine-Gefühle-Zeigen-Syndrom"
Meine Angst vor Zurückweisung ist eine Form der Verlustangst & ein Bedürfnis nach Liebe & Zuneigung.
Welche Verhaltensweise lege ich aufgrund der Angst vor Zurückweisung an den Tag?
- "Das Aufmerksamkeit-Erzwingen-Syndrom"
Ich behaupte jetzt einfach einmal, dass sehr viele Menschen die oben genannten 2 Grundängste Veränderung & Abhängigkeit sowie ein Bedürfnis nach Liebe haben. Das ist glaub ich normal und wenn ich mich jetzt mal so einschätze ist das bei mir nicht so extrem, als das man es krankhaft nennen würde. Wer kann schon von sich behaupten, dass er diese Zustände überhaupt nicht kennt? Kenne persönlich keinen. Vielleicht irgendwelche Buddhisten in Tibet oder so. Finde das eigentlich bei mir nur menschlich.
An diesen Grundängsten und dem Grundbedürfnis jetzt anzusetzen sehe ich also als schwierig an.
Vielmehr möchte ich nun ganz konkret an meiner Angst vor Betaisierung und meiner Angst vor Zurückweisung arbeiten.
2.1 Wie kann ich an meiner Angst vor Betaisierung arbeiten?
Wie mir einige von euch bereits geraten haben ist es wohl eine sinnvolle Idee, weniger Pickup-Stuff in mir aufzusaugen. Pickup sollte mein Leben begleiten, aber nicht bestimmen. Ich sollte nicht mehr probieren der Perfekte Pickup-Artist zu sein, den es sowieso nie geben wird. Einfach mal wieder locker durch die Hose atmen und nicht immer jede Regung analysieren. Das kleine Möchtegern-Alpha-Männchen in meinem Hirn schiesse ich auf den Mond. Wenn ich aufhöre zu analysieren um unabhängig zu sein ergibt sich neuer Platz für Empathie und Gefühle.
Für eine glückliche monogame Zweierbeziehung ist zudem mehr "Abhängigkeit" in Form von Altruismus meinerseits nötig. Das meine ich in positiver Art und Weise. So dass ich mich mehr auf meine Freundin einlasse und auch mehr für sie tue. Zu viel Egoismus (Unabhängigkeit) tut einer Beziehung nicht gut. Ich muss altruistischer werden. So ergibt sich neuer Platz für gute Gefühle.
Eine einfache logische Überlegung, die meine Angst vor Betaisierung zerstören kann: Meine Freundin hat mich so lieben gelernt, wie ich bin. Ich hab da nicht großartig mit irgendwelchen Techniken gearbeitet. Sie kennt also mich und nicht meine Maske. Weil mein Lebensstil so ist, wie er ist, fühlt sie sich von mir angezogen. Deshalb brauch ich keine Angst davor zu haben, dass sich daran etwas ändert. Punkt.
2.2 Wie kann ich an meiner Angst vor Zurückweisung arbeiten?
- Indem ich mir vergegenwärtige, dass ich mir der Liebe meiner Freundin sicher sein kann, solange ich sie nicht schlecht behandle oder needy werde.
- Indem ich mein Selbstvertrauen weiter ausbaue.
- Indem ich lerne, souveräner mit Situationen umzugehen und alles etwas lockerer sehe. Nicht immer gleich den Teufel an die Wand malen.
3. Was hinter Fremdgehen, Treue und erfüllten Partnerschaften steckt
Ich plauder mal aus dem Nähkästchen: Vor gar nicht allzu langer Zeit, genauergesagt im Februar diesen Jahres als ich bereits 5 Monate mit meiner Freundin zusammen war, kam es mal wieder zu einem spaßigen Diskoabend mit meinen Freunden. Meine Freundin war natürlich nicht dabei. Wir Jungs haben gefeiert was das Zeug hält, haben getanzt und haben uns mit anderen Diskobesuchern, sowohl Männern als auch Frauen unterhalten. Auch ich habe mich mit einer heissen Brasilianerin gut unterhalten und wir hatten Spaß zusammen. Irgendwann kamen wir uns recht nah und ich wollte sie küssen. Sie hat sich weggedreht und wir haben uns folglich nicht geküsst. Nach ein paar weiteren Gesprächsminuten ist dann jeder seinen Weg gegangen und hatte mit seinen Freunden Spaß.
Vorneweg: Ich trinke keinen Tropfen Alkohol. Und ich hatte auch keinen einzigen Grund nicht glücklich in meiner Beziehung zu sein. Als ich mich mit dieser Brasilianerin unterhielt habe ich nicht über meine Freundin nachgedacht. Da waren die Gedanken einzig und allein: Da ist ein heisses Mädel und du willst sie küssen, am Arsch grabschen, ficken...
Was ist denn schon dabei, habe ich mich innerlich gerechtfertigt. Ich werde es meiner Freundin nicht sagen, wir sind in einer fremden Stadt, sie wird es also nie erfahren und dementsprechend verletze ich sie nicht.
Am nächsten Tag war ich eigentlich nur froh, dass nichts gelaufen ist und mein Gewissen "rein" ist.
Von dem Zeitpunkt an habe ich nicht mehr daran gedacht. Bis heute...
Nun habe ich mich die vergangen Tage über die Gründe des Fremdgehens informiert und viele Leute sind sich einig, dass die folgenden 4 Ursachen wesentlich beim Fremdgehen wirken:
Die Gründe fürs Fremdgehen sind in aller Regel:
- die Angst vor Abhängigkeit & Nähe
- die mangelnde Fähigkeit Konflikte auszutragen
- der Drang nach Bestätigung, Anerkennung und Erhöhung des Selbstwerts
- fehlende Anziehung zum Partner (in der Community bekannt als Betaisierung)(hier liegt die Verantwortung beim Partner)
Bisher dachte ich immer, dass es nur 2 Gründe gibt, warum Menschen fremd gehen. Auf der einen Seite die fehlende Anziehung des Partner (der Betrogene hat Schuld) und auf der anderen Seite der Drang nach Bestätigung (der Betrüger hat Schuld). Ich habe die Welt in Schwarz und Weiss eingeteilt und wollte nur die Schuldfrage klären. Ich habe die Menschen in Gut (treu) und Schlecht (untreu) eingeteilt.
Dass aber jeder Mensch, der nicht alle 4 Gründe für sich ausschließen kann, zum Typ Fremdgeher gehört ist mir neu. Obwohl ich noch nie in meinem Leben fremdgegangen bin gehöre ich zum jetzigen Zeitpunkt zum Typ Fremdgeher, denn aktuell
- habe ich Angst vor Abhängikeit & Nähe
- und ich bin nicht fähig Konflikte angemessen auszutragen.
Das gleiche gilt für meine Freundin.
Es würden noch viel mehr Menschen fremd gehen und untreu sein, wenn die Umstände & Situationen es zulassen würden. Nur weil man noch nicht fremdgegangen ist, heisst das noch lange nicht, dass man nicht fremdgehen würde. In der weiter oben von mir geschilderten Situation wäre ich auch fremdgegangen, hätte die Frau es gewollt.
Ich glaube viele Menschen, die sich als treu bezeichnen und andere verurteilen, wären die ersten, die mit anderen rummachen würden, wenn das eigene Aussehen oder das eigene Game es zulassen würde.
Es gibt weniger Menschen als man glaubt, die alle oben genannten persönlichen Eigenschaften mitbringen und gleichzeitig auch ein eigenes Leben führen.
Ich kann meine Freundin also nicht verurteilen, dass sie untreu ist, denn ich selbst bringe noch nicht die Eigenschaften mit, die zu Treue führen.
Ein Mensch, der treu sein will, muss folgende Eigenschaften besitzen:
- keine Angst vor Abhängigkeit & Nähe haben --- Angst vor Abhängigkeit führt zu falschem Egoismus
- Konflikte angemessen lösen können
- keinen Bestätigunsdrang haben
- ein eigenes Leben führen (keine Selbstaufgabe)
Wenn man sich vom Partner dann noch angezogen fühlt ist man mit großer Wahrscheinlichkeit treu.
Diese Menschen sind mental stark und fähig treu zu sein. Und es sind genau die Menschen, die zu langfristigen glücklichen Partnerschaften in der Lage sind. Solche Menschen sind das, was wir als beziehungsfähig bezeichen. Und die auch liebesfähig sind.
Aktuell zähle ich mich und meine Freundin leider noch nicht dazu.
Wir fühlen uns voneinander stark angezogen und wir haben auch kein ausgeprägtes Bestätigungsbedürfnis.
Was uns aber neben der Fähigkeit Konflikte zu lösen besonders fehlt ist
- Altruismus und
- gleichzeitig nicht zu denken, dass man kein eigenes Leben führt, wenn man für den anderen einsteht.
Altruistisch zu sein ist nicht gleichzeitig eine Abhängigkeit vom anderen!
Der Denkfehler bei uns war: Wir haben beide gedacht, dass wir abhängig werden. Ich habe mich gefühlskalt gezeigt, sie ist "ausgebrochen".
Singles können egoistisch sein, sie müssen auf keinen Rücksicht nehmen.
Die Partner einer Beziehung dürfen aber nicht größtenteils egoistisch sein (schizoid).
Wenn beide Partner altruistisch denken und sich selbst nicht so wichtig nehmen kommt es zum gemeinsamen Glück.
Wenn einer der beiden oder beide stark egoistisch sind führt das zwangsläufig zu Problemen.
Meine Freundin und ich sind beide egoistisch gewesen, denn wir haben beide gedacht, dass wir uns selbst verlieren, wenn wir altruistisch sind. Das ist ein Denkfehler.
Man kann gleichzeitig für den anderen da sein und trotzdem seinen eigenen Bedürfnissen nachkommen.
Was eine gute Partnerschaft brauch ist also die Fähigkeit zu lieben. Lieben bedeutet:
- Ich liebe den anderen (Altruismus)
- Ich liebe mich selbst. (keine Selbstaufgabe)
Über den Unsinn der Schuldfrage
fjun und serendipity haben mir geschrieben und sind der Meinung, dass ich Schuld habe an dem Fremdgehen meiner Freundin.
Einige andere von euch haben mir geschrieben, dass meine Freundin einzig und allein Schuld hat am Fremdgehen.
Obwohl das beides konträre Aussagen sind sind beide richtig.
Sicherlich habe ich, also der Betrogene, einen bedingten Einfluss auf das Handeln meiner Freundin.
Ich bin dafür "verantwortlich", dass ich ein Mann bin und sie sich von mir angezogen fühlt.
Ausserdem muss ich selbst die Fähigkeit zum Lösen von Konflikten und die Bereitschaft für Altruismus mitbringen, damit wir das Gemeinsame hochhalten.
Man könnte also sagen, dass ich eine "Mitschuld" habe.
Auf der anderen Seite ist jeder Mensch für sein Handeln selbst verantwortlich. Ich kann der geilste Typ des Planeten sein, wenn sie nicht selbst die Fähigkeiten zur Treue mitbringt, wird sie immer wieder fremdgehen. So wie sie es bei ihrem Ex getan hat und jetzt bei mir, wird sie es auch bei nem anderen tun, wenn sie nicht an sich arbeitet. Sie muss das Problem selbst lösen wollen und in den Griff kriegen.
Man könnte also sagen, dass sie "Schuld" hat.
Ich könnte ihr die Schuld geben, sie könnte mir die Schuld geben.
Bringt mich die Klärung der Schuldfrage aber wirklich weiter???
NEIN.
Ich sehe mich weder als Täter noch als Opfer. Es ist wie es ist.
Und warum sollte man nicht Fremdgehen?
Aus dem Grund, weshalb sich 2 Menschen treffen und eine gemeinsame Bindung eingehen. Weil sie gemeinsam glücklich sein wollen und sich gegenseitig bereichern wollen.
Dazu gehört auch auf die Gefühle des anderen Rücksicht zu nehmen und diesen nicht durch das Fremdgehen zu verletzen. Das Verletzen des Partners durch egoistisches Denken ist eben nicht der Sinn der Beziehung. Die gegenseitige Liebe ist der Sinn der Beziehung.
Jeder muss sich also fragen: Ist mir das kurzfristige Fremdgehen wichtiger als das Glück mit meinem Partner?
toFar hat mir dahingehend wirklich die Augen geöffnet:
ZITAT
Mein Fazit meines Erlebnisses: Ich will nicht mehr fremdgehen (erwarte es auch von ihr) aber nicht weil ich denke dass es falsch ist mit anderen Frauen während der Beziehung Sex zu haben. Nein, ich will es einfach nicht weil ich weiß wie sehr es sie verletzt. Ich bin mir sehr klar darüber was ich will und Sex bedeutet mir nunmal nicht die Welt.
4. Wie ich mit dem Fremdgehen umgehe
Ich zitiere mal die Frage von Mr.Jack, der als erster auf meinen Thread antwortete: "Willst du denn überhaupt eine Frau, die bei Beziehungsproblemen fremd geht?"
Meine Antwort darauf lautet NEIN. Und ich möchte auch keine Frau, die bei Beziehungsproblemen Schluss machen will.
Dann mach doch Schluss werden mir einige von euch sagen. Kann ich vollkommen nachvollziehen. Ich verstehe eure Aussagen zu 100 %. Wenn ich nicht persönlich davon betroffen wäre würde ich das auch sofort unterschreiben.
Und trotzdem bin ich noch mit meiner Freundin zusammen.
Manch einer von euch wird jetzt vielleicht sagen: "Er hat Schiss Schluss zu machen, weil er dann alleine da steht und keine andere abkriegt." Aber so ist es nicht, ich hab keine Oneitis. Ich weiss ganz genau: Wenn ich heute Schluss machen würde, würde es mir vllt. ne Woche dreckig gehen, aber in 2 Wochen hätte ich wieder andere Mädels am Start. Ich weiss was ich kann. Und ich weiss auch, dass es andere Frauen gibt, mit denen ich ebenfalls glücklich sein könnte. An so einen Schicksalstuss nach dem Motto "Sie ist die einzige mit der ich glücklich sein kann" glaub ich nicht. Für jeden Mann und jede Frau gibt es mehrere Partner, mit denen man glücklich sein könnte.
Aber warum sollte ich eine Frau verlassen, mit der ich seit 9 Monaten eine wunderbare Beziehung führe und die in der ganzen Zeit bis auf ein einziges Mal mir nie Kummer & Sorgen bereitet hat, mich nie verletzt hat und immer gut zu mir war.
Warum? Nur weil ich mich in meinem Stolz und meiner Ehre gekränkt fühle, weil es noch andere Männer gibt, die sie attraktiv findet?
Aber sind wir doch mal ehrlich. Wir alle im Forum und auch alle anderen sind nur Menschen. Und Menschen machen nun mal Fehler.
Einige haben mir geschrieben und gesagt: "Du hast Fehler gemacht. Aber sie hat einen viel größeren Fehler gemacht. Mach Schluss."
Jetzt frage ich euch: Kann man wirklich die Fehler des einen gegen die des anderen abwiegen???
Sie hat einen "großen" Fehler gemacht, ich hab viele "kleine" Fehler gemacht. Ist sie deshalb ein schlechterer Mensch? Oder bin ich ein schlechterer Mensch, weil sie wegen mir viel öfter geweint hab als ich wegen ihr? Oder fände ich es besser, wenn sie anstatt fremdzugehen, mir ständig mit Kleinigkeiten auf den Sack gehen würde?
Ein Gegeneinander-Abwiegen der Fehler führt meiner Meinung nach zu nichts und ist auch nicht möglich.
Was ich aber weiss ist folgendes: Ich bin keiner der gleich aufgibt, wenns mal nicht läuft. Und ich bin mir absolut sicher, dass jeder von uns beiden das Leben des anderen noch eine lange Zeit bereichern kann, wenn jeder seine Probleme und Ängste selbst in den Griff kriegt.
Ich bin jetzt 25 Jahre alt, wenn ich jetzt die nächste 10 Jahre lang immer direkt Konsequenzen ziehen würde, wenn sie mich bspw. oft mit Kleinigkeiten ärgert oder sie einmal fremdgeht, dann wäre ich 35 Jahre alt und hätte wahrscheinlich 10 Beziehungen gehabt, die alle ungefähr 1 Jahr liefen, mal kürzer, mal länger. Das will ich nicht!
Tar hat mir folgendes geschrieben:
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Tar Geschrieben: Jun 28 2011, 02:56 PM
Beziehungen wachsen durch Krisen, die überstanden werden. Wenn ihr beide daraus lernt, ist doch das wunderbar. Alles andere ist doch völlig nebensächlich!
Wenn ich die gleichen Fehler mache, habe ich nichts gelernt und sie sollte Schluss machen.
Wenn sie die gleichen Fehler macht, hat sie nichts gelernt und ich sollte Schluss machen.
Sie kann mich nicht ändern und ich kann sie nicht ändern. Jeder kann sich nur selbst ändern. Aber nur wenn wir uns beide ändern tun wir uns gut.
Nik90 hat mir sinngemäß folgendes geschrieben:
"Treue und Vertrauen zeigen sich erst, wenns mal nicht so gut läuft. Stehen diese Menschen auch dann zu dir, weisst du wirlich, dass sie dir treu sind, dir vertrauen und dich wirklich lieben."
Ich finde Nik 90 hat völlig Recht. Genau das wünsche ich mir von meiner Freundin. Wenn ich jetzt aber Schluss machen würde, weil sie fremdgegangen ist, würde ich mir selbst widersprechen und würde genau das, was ich mir wünsche, nicht vorleben.
Bei allen Gedanken bleibt mir am Ende eigentlich nur einer, der wirklich wichtig für mich ist. Und diese Frage ist es auch, die ich mir ein Leben lang stellen werde und bei der ich abwegen muss, ob ich mit der Frau weiterhin zusammen sein will oder nicht. Unabhängig welche Frau meine Freundin ist, wie alt ich bin oder ob ich Kinder habe:
Überwiegt bei mir das Glück mit dieser Frau weiterhin mein Leben zu teilen oder überwiegt der Schmerz, den sie mir zufügt.
Für mich überwiegt das Glück mit dieser Frau weiterhin mein Leben zu teilen. Deswegen ist sie meine Freundin. Und ich würde auch weiterhin mit ihr zusammen sein wollen, wenn nur sie einen Fehler gemacht hätte und ich keine.
Gruß Euer Pietro