Forum / Liebe und Zärtlichkeit / Treue - eine überholte Tugend?

WICHTIG!!!
Folgend findet ihr einen -zugegebenermaßen- recht langen Text, der Hinführung zur und Begründung der Hauptfrage liefert, ist also zwangsweise nötig, um sich an der Diskussion sinnvoll beteiligen zu können. Wem es zu blöd oder lang ist, den Text zu lesen (ist ja nicht schlimm), sollte sich also auch eine Antwort sparen. Für alle anderen: Viel Spaß beim Lesen und anschließenden Diskutieren.

Angeregt durch ein Gespräch mit meiner Ex-Freundin bin ich in den letzten Tagen mal etwas ins Grübeln gekommen. Ist Treue vielleicht mittlerweile eine überholte Tugend geworden? Ich habe immer -nicht ohne einen gewissen Stolz- von mir behaupten können, noch nie fremdgegangen zu sein, doch die Überlegungen der letzten Tage lassen mich etwas zweifeln, ob das heute überhaupt noch ne sinnvolle Einstellung ist. Meine Rechnung ergab, dass weit über 80% (ich nenne hier sicher keine absoluten Zahlen, sowas macht man ja nicht) der Frauen mit denen ich je was hatte, entweder mir fremdgegangen sind oder eben nen Freund/Mann zuhause hatten und mit mir fremdgegangen sind (auch wenn man hinterher aus diesem Grund Schluss macht, bleibt es fremdgehen, weil man zu der Zeit ja noch nen Freund hat).
Nun könnte man sagen, dass ja zumindest die übrigen gut 15% zu den ehrlichen und treuen Frauen gehört haben, aber leider muss ich noch dazu sagen, dass diese Zahl durch die Kürze dieser "Beziehungen" relativiert wird (3 Wochen lang nicht fremdzugehen bspw. sagt über das Potential wenig aus).
Ich will auch gar niemand als bösartiges Monster hinstellen (gut, die Mädels, die mir nach langjähriger Beziehung fremdgegangen sind vllt schon^^), ich hab ja eben auch ein paar dieser Fremdgeher auf diesem Wege kennengelernt und sie sind nicht alle blöde Schlampen oder welche Begriffe einem da sonst so als Erstes einfallen mögen, nur ist es anscheinend aus der Mode gekommen, sich für das einzusetzen, was man hat. Die Geschichten, was denn alles so nicht in der Beziehung passt und dass man ja eigentlich eine ganz treue Person ist, hören sich oftmals sehr ähnlich an. Es ist wohl einfacher, sich selbst ein paar Ausreden vorzugaukeln, als sich zu engagieren und das zu schätzen zu wissen, was man hat.
Auch scheint ein wirkliches Unrechtsbewußtsein nicht vorhanden zu sein, denn mal ehrlich: Wer, der bei klarem Verstand ist und Fremdgehen als Unrecht ansieht, könnte davon ausgehen, dass man mit demjenigen, mit dem man den letzten Freund betrogen hat, eine anständige Beziehung aufbauen kann? Das Wissen, dass jemand, wenn es hart auf hart kommt nicht treu ist, kann keine Grundlage für eine funktionierende Beziehung sein, wenn man eben auf Treue Wert legt. Dennoch ist es mir mehr als einmal passiert, dass eben eine solche Fremgeherin aus allen Wolken fällt, wenn man ihr sagt, dass Fremdgehen keine Basis für ne ernsthafte Beziehung ist.
So komme ich auf die Anfangsfrage zurück "Ist Treue mittlerweile eine überholte Tugend?", erweitere um die Frage "Sollte man sich einfach damit abfinden, dass sich über kurz oder lang für einen der Partner mit äußerst hoher Wahrscheinlichkeit der Punkt einstellt, an dem man sich anderweitig umschaut?", um mit der daraus folgenden 3. Frage "Ist es dann nicht besser, alte Tugenden über Bord zu werfen und selbst alles auszukosten, bevor man am Ende derjenige ist, der zwar treu, aber dennoch der Ar... ist?" das Thema an Euch zu übergeben.

Ich bin mal sehr auf die Reaktionen gespannt.