Zitat von Klischeepunk:
(Wem das nicht technisch genug ist - ich kann mich gern noch äußern)
Ihr werdet euch nun vermutlich denken was? Wie pervers geht's denn hier zu? Welcher kranke Arsch hat das geschrieben. Das sind die ersten Reaktionen die ich von euch gewohnt bin.
Aber darf ich euch nun den Spiegel vorhalten und sagen "ich meine euch" und euch auch noch beweisen, dass ich dieses zu Recht tue?
Zuerst möchte ich mal beschreiben worum es mir geht.
1. Vor nicht all zu langer Zeit wurden DNS-Sperrlisten als Allheilmittel gegen Kinderpornographie und sexuellen Mißbrauch von Kindern und Schutzbefohlenen gen Himmel gelobt. Wir, als Gegner wurden des öfteren mit diesen Personen gleichgesetzt oder zumindest als - mehr oder weniger - heimliche Unterstützer gesehen und auch offen bezeichnet. Das Argument: Man müsse alles tun um diesen - ernsthaft - grauenhaften Verbrechen zu begegnen und den Tätern habhaft zu werden.
Wer nicht versucht den Kindern zu helfen der mache sich mitschuldig. Exakt diese Argumentationslinie wurden von genau den Volksvertretern die sie vorher massiv vorangetrieben haben - im Wahlkampf - nun als unliebsam deklariert und verworfen. Die Zugangssperren sollen nach Protest nie eingesetzt werden, obwohl sie inzwischen geltendes Recht sind.
2. Die Infrastruktur steht, das Recht verpflichtet diese Maßnahmen umzusetzen, aber der Widerstand will sich nicht endgültig klein kriegen lassen. Also raus aus Deutschland, ab in die EU. Die Argumentation ist die gleiche. Wir beginnen das Spiel von vorne.
3. Überwachung steht seit dem 11.09.2001 an erster Stelle. Wir haben nichts zu verbergen und um uns vor den Horden der Terroristen zu schützen ist uns alles recht. Hauptsache wir
können nachts ruhig schlafen.
Ob wir als Bürger das gesuchte Material selbst liefern oder ob es uns "geklaut" wird indem unsere Verbindungen, unsere Datenkanäle abgehört werden ist hierbei nebensächlich. Wir haben:
- Die Vorratsdatenspeicherung (momentan dank BVerfG ausgesetzt/zu erneuern)
- Systeme zur automatisierten Erfassung unserer Kommunikation (Von Echelon zur Industrie)
- Den großen Lauschangriff (Zur bekämpfung der seit nun 12 Jahren nicht mehr existenten RAF)
- "Beobachtereinsätze" der Bundeswehr im Inneren (G8 Gipfel)
Soweit zum Inhalt. Da ich die Überschrift mit "Über Spanner" begonnen habe, möchte ich mich diesen auch zuerst widmen. Eine Person die euch auf Schritt und tritt zuschaut - ob ihr nun Sex mit eurer Freundin habt, heimlich onaniert, Telefonsex habt, einkaufen geht, euch umzieht, badet, spielt, tanzt, lacht, weint, Sport treibt, Briefe schreibt, ... ist wohl guten Gewissens als Spanner zu bezeichnen. Wohl auch recht problemfrei als Stalker. Wenn nun aber in der Schule euer Datenverkeher abgehört wird "um Straftaten abzuwenden", wenn nun euer gesamter Mailverkehr abgefangen wird "um Terrorismus zu verhindern", wenn ihr am Flughafen durch sog. "Nacktscanner" getrieben werdet um "Gefahren abzuwenden" der wenn ihr in der Innenstadt gefilmt werdet "um zu verhindern, dass sich Straftaten ereignen", ist das nicht mehr Spannen oder gar Stalken, sondern legitim, da ihr nichts zu verbergen habt. Ich weise hier deutlich darauf hin, das keine Straftat begangen wurde, sondern das sich eventuell eine Straftat in Vorbereitung befindet. Es gibt nach den mir bekannten Rechtsgrundlagen also weder ein Erfordernis noch eine legitimation euch zu überwachen. Ihr
werdet, ohne das ihr euch etwas zu schulden kommen lassen habt, was diese Behandlung rechtfertigt als Straftäter gesehen und so behandelt - und ihr schluckt das. Technisch gesehen ist ein großteil dieser Überwachung völlig absurd. Biometrische Daten lassen sich auswerten wenn ihr den ganzen Tag wie in Stein gegossen schaut. Um 2 Minuten Band von einer "Tat" zu finden und darauf den Täter zu erkennen werden täglich Stunden Material von euch und anderen aufgezeichnet bei den Dingen die ihr euch vor der eigenen Türe nicht trauen würdet, weil ihr Angst hättet wieder erkannt zu werden, hier allerdings schon, weil ihr den, der euch beim "heimlich in der öffentlichkeit Onanieren" oder "eure
erste Freundin küssen" oder "Pfandflaschen aus den Mülleimern sammeln" zuschaut, nicht sofort euch gegenüber sehen müsst. Dazu kommt die Qualität der Aufnahmen. Natürlich sind Personen manchmal deutlich zu erkennen, aber wir hatten selbst schon den Fall das hier eine Straftat begangen wurde und die Ermittlungen nach Monaten soweit Geführt haben, das Leute aufgrund ihrer Hose in die Mangel genommen wurden (kein Witz) während tatsächlich
beteiligte überhaupt nicht getroffen wurden. - Es wurde nach der falschen Hose gesucht. Und wie stellt ihr euch das vor wenn ihr plötzlich die "Hose des Kinderschänders" tragt?
Ermittlungen über Monate, euer Leben zerstört, von der Gesellschaft verstoßen, Repressalien ausgesetzt und nach diesen Monaten kommt der Vater dem die Hose gehört mit seinem Sohn aus dem Urlaub und wundert sich wieso alle so verwirrt gucken und das Kind fragen ob es nicht tot sei. Und nun gewöhnen wir uns an derartigen Umgang, sehen es ist gut, weil sich die Aufklärungsquote von Verbrechen nur um ca. 5% gesenkt hat, statt um die befürchteten 5,5% und wir fordern mehr. Immerhin wollen wir in Sicherheit leben. Nun seid ihr nicht mehr der Kinderficker, sondern der Systemkritische Demonstrant für den ja sowieso keine Rechte
gelten. Ihr wollt hier immerhin nicht Leben. Ihr kritisiert immerhin. Es gibt bereits Urteile (BGH) die dem ständigen Filmen der Polizei ganz klar "NEIN" sagen, um eben auch die Furcht davor zu nehmen Repressionen ausgesetzt zu sein, sollte man seine Meinung frei äußern oder "unliebsames" fordern. Plötzlich steht ihr im Mittelpunkt, weil ihr gesagt habt Trinkwasser für Afrika wäre ne nette Geste. Ein Schnitt und schon sagt ihr nichtmehr "Trinkwasser für Afrika ist nett" sondern ihr steht Molotow-Cocktail werfenderweise im
Schwarzen Block und versucht eindeutig zu erkennen Polizisten zu ermorden und Kinder zu vergewaltigen.
Das perverse an Überwachung ist die natürliche Paranoia, das natürliche sehen von Verbrechen und Verbrechern überall wenn man Aufmerksam überwachen will. Jeder könnte immerhin potentiell ein Verbrechen begehen und wenn man gerade unaufmerksam ist, weil man in dieser Person keinen Verbrecher sieht,... etc. Wer überwacht also unsere Überwacher - und wer wiederrum diese?
Gehen wir nun direkt vom Spanner weiter zum Kinderficker. Hier möchte ich erstmal ein paar technische Fakten loswerden, da wir uns hier explizit auf das Internet beziehen und ein paar Begriffe klären.
Internet - Das Internet ist ein dezentrales Netzwerk zwischen vielen Endgeräten die über viele Wege miteinander kommunizieren können. Diese Netze sind weltweit verteilt und eben in
"Netzstruktur" aufgebaut, d.h. für jede ausgefallene Verbindung bestehen "viele" redundante weitere Verbindungen die die Aufgaben der ausgefallenen Verbindung innerhalb kürzester Zeit
übernehmen können.
DNS - Domain Name System. Das Domain Name System übersetzt für uns sprechende Namen in Adressen die ein Computer versteht. Die Adressen die ein Computer versteht sind in diesem Fall die sogenannten IP(Internet Protocol (Version irrelevant)) Adressen. Unter einer IP Adresse kann man sich bildich eine Art eindeutige "Hausnummer" vorstellen.
Die DNS Server sind eine Art Einwohnerverzeichnis - auch diese sind redundant - also vielfach vorhanden.
Cache - Ein Temporärer Speicher für Daten. Hier wird solange etwas bearbeitet wird, genau dieses aufbewahrt um einen Zugriff zu ermöglichen.
Der Gedanke hinter den Zugangssperren ist nun folgender:
Wenn jemand auf www.kinderpr0no.de geht, stellt dessen Rechner eine Anfrage an einen ihm bekannten DNS Server. "Hallo Server, ich möchte zu kinderpr0no.de, wo ist das" - "Hallo Nutzer, kinderpr0no.de ist in der Hausnummer 123".
Also liegt doch nichts näher als den Eintrag auf dem DNS server zu ändern und zu sagen wir leiten auf das bekannte Stopschild weiter, auf einem Server des BKA. Die Antwort im gleichen Fall wäre nun:
"Hallo Server, ich möchte zu kinderpr0no.de, wo ist das" - "Hallo Nutzer, kinderpr0no.de ist in der Hausnummer 666".
Der Rechner des Nutzers geht nun nicht zu Hausnummer 123, klingelt an und sagt "gib mir deine Daten" sondern zu Hausnummer 666, klingelt an und sagt "gib mir deine Daten".
666 Antwortet: "Hier ein Stopschild".
Um das nochmal zu verdeutlichen:
1. Hausnummer 123 ist nach wie vor verfügbar.
2. Hausnummer 123 besitzt nach wie vor die Gleichen Bewohner (Daten).
3. Hausnummer 666 antwortet lediglich anstelle von 123.
Nun haben wir folgende Szenarien:
1. Hausnummer 123 hat nicht nur einen Einwohner, sondern viele.
Der eine Verkauft Bücher.
Der andere ist Postbote.
Der dritte ist Friseur.
Der vierte dealt mit Kinderpornographie.
Ihr wollt nun zu Hausnummer 123 und euch die Haare schneiden lassen. Ihr landet aber beim
BKA und kriegt ein Stopschild vorgeknallt.
Konsequenz: Alle Einwohner von 123 sind für euch als Kinderpornohändler identifizierbar, obwohl es nur einen trifft.
Gegenkonsequenz: Das BKA weiss nun, das ihr Kinderpornos wolltet obwohl ihr nur auf nen Haarschnitt aus wart.
2. Ihr wechselt schlicht und ergreifend das Einwohnermeldeamt.
Ihr stellt also eure Anfragen bei einem Server der nicht geändert wurde und kriegt die Antwort "Hier bittesehr, Hausnummer 123".
Ihr könnt also weiter zu 123 gehen und die Kinderpornographie kaufen - allerdings ebenso zum Friseur, zum Postbote oder zum Buchhändler.
3. Ihr wollt tatsächlich Kinderpornographie, wisst allerdings auch dass sie in Haus 123 erhältlich ist. Also sagt ihr eurem System "Ich brauch die Anfrage nicht, gehe zu Haus 123". Dieser eingriff dauert ungefähr solange wie Option 2: Etwa 30 sekunden.
Weg 2 und Weg 3 ist nicht nachzuvollziehen, außer eure Gesamten Daten werden Abgefangen, unabhängig vom Kommunikationspartner, womit wir wieder beim ersten Thema wären.
Also haben wir einen effektiven Schutz geschaffen? Nein.
Was haben wir geschaffen? Für den der sich nicht auskennt die Aussage: jeder zu dem du gerade wolltest ist KiPo Händler.
Und eine potentielle (aber ebenso schnell zu umgehende) Zensurinfrastruktur. Ein Nachschauen was hinter dem stopschild ist, ist nicht erlaubt. Wenn ihr also bei Haus 666 wart, dürft ihr nicht zu Haus 123 zurück um nachzufragen ob nicht vielleicht doch euer
Friseur noch da wohnt. Tut er nicht. Er wurde nun durch das BKA zum KiPo Händler.
Um die ganze Geschichte noch weiter ad absurdum zu führen kommen wir nun dazu, dass ich den Unterstützen den Spiegel vorhalten kann: Das Argument ist, dass aktiv gegen Kinderpornographie und Mißbrauch vorgegangen würde. Wir
haben allerdings schon festgestellt, das genau das nicht der Fall ist, da das alles noch im Haus 123 verfügbar ist. Im Klartext wird dieses Haus "ausgeblendet" und der KiPo händler freut sich, das ihn keiner mehr bei seiner Arbeit stört. Es wurde darum kein Kind gerettet.
Es wurde kein Kind weniger geschändet. Es wurde kein einzige verwerfliches Bit aus dem Netz entfernt. Es wurde für keinen Interessierten verhindert sich das Material doch zu besorgen.
Im Klartext wurde die Szene sogar unterstützt. Es gibt niemand mehr der diese Seite dem "Hausbesitzer" meldet, der den unliebsamen Mieter erfahrungsgemäß binnen 24 Stunden
beseitigt.
Hier wurde dieses System also - zumindest nach der Argumentation der Befürworter der Websperren - aktiv unterstützt.
Ein paar kleine Punkte noch:
1. Euer System kann auch automatisch auf solche Seiten gelangen, völlig ohne, dass ihr davon Kentniss habt oder www.kinderpr0no.de eingegeben habt. Beispiel: Auf irgendeiner Webseite ist ein versteckter Link auf diese Seite. Euer system denkt nun "hey, mein Besitzer ist hier, vielleicht will er nacher weiter, ich erleichtere
ihm das". Nun fragt das System bereits bevor ihr auf den Link klickt beim Server nach den Daten und lädt sie in seinen Cache. Ihr habt euch also bereits von "Kinderpornodealer" die Kinderpornos besorgt, bevor ihr überhaupt einen Dunst habt, dass es soetwas gibt.
2. Euer System hinterlässt Spuren. Herzlichen Glückwunsch, ihr seid fortan als Pädophile zu erkennen.
3. Das abschalten des Gesamtsystems / das ändern aller DNS einträge ist undenkbar. DNS einträge sollen Signiert werden, also quasi mit einer Unterschrift versehen werden, um es unmöglich zu machen euch auf falsche Seiten umzuleiten. Dies ist daher dienlich, da "falsche Seiten" nicht nur vor Kinderpornographie schützen können, sondern in den meisten fällen schlicht und einfach genutzt werden um euer System anzugreifen oder Daten von euch zu klauen.
Ich hoffe ich konnte euch die Thematik etwas näher erläutern und auch warum diese Methoden allesamt Grund sind Angst zu haben, technischer Mumpitz sind und im Prinzip nur Methoden von völlig realitätsfernen Menschen sein können.