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Für gewöhnlich anders


Nachdem bereits in der letzten Spielzeit zahlreiche Podiumsaufführungen des Theaters Ulms, wie zum Beispiel "Du hast da was im Gesicht, Othello" oder "FAUSTreloaded", durch eine moderne Inszenierung begeisterten, lies sich Team-Ulm.de die erste Podiumspremiere am letzten Samstag, 28. September, natürlich nicht entgehen. Gezeigt wurde das 1-Frau-Stück "Welche Droge passt zu mir?".

Ein wenig spektakulärer Anblick bot sich den Zuschauern, die an diesem Abend um 19:30 Uhr zur Premiere des Stücks "Welche Droge passt zu mir?" kamen: Ein Tisch mit Radio, einer Flasche Wasser bildete zusammen mit einem Stuhl und einem Flipchart das Bühnenbild. Die einzige Schauspielerin, Tini Prüfert, lief durch die Zuschauerreihen und verteilte Gummibärchen. Ein typisches Theaterstück war das nicht, wie das Publikum, das einen überraschend großen Altersdurchschnitt bildete, schnell feststellte. 

Doch nicht nur wer ein "normales" Stück erwartete, auch, wer seine Erwartungen anhand des spärlichen Bühnenbilds herunterschraubte, wurde eines anderen belehrt: Mit kraft- und ausdrucksvoller Stimme, einer gekonnten Betonung und üppiger Mimik und Gestik zog Prüfert die Zuschauer in ihren Bann. Sie erzählte davon, wie toll ihr Leben durch diverse Drogen geworden sei. Speed zum Abnehmen, Ecstasy, um ihren Mann wieder zu lieben und Zärtlichkeit zu empfinden und Kokain für Mut und Stärke. Immer mehr Vorteile, so erklärte sie es mit der Geschichte ihrer Sucht und zahlreichen Beispielen, hätten die Drogen ihr gebracht, ihre Sinne erweitert und ihre Augen von einem Schleier befreit. 

Abwechslungreich wurden die Erzählungen dadurch, dass jede Droge kurz mit Plakaten und dem Flipchart erklärt wurde, während die Schauspielerin an anderen Stellen mit den Worten "Seneca sagt..." den römischen Philosophen zitierte oder die Wirkung der Drogen und ihre eigenen Anfänge nachspielt.
Ob genau so Drogenabhängige denken? Sicher sagen lässt sich das wohl nicht - interessant ist das Stück aber dennoch, wird doch an zahlreichen Stellen erstaunlich einleuchtend die positive Seite von Pülverchen und Tabletten erklärt. Etwaige Nebenwirkungen, die Abhängigkeit und die Auswirkungen der Drogen hingegen finden sich oft in kurzen, abgetanen Nebensätzen wieder, werden mit Lügen gerechtfertigt - "Ich nehme die Drogen nicht für mich, sondern für meine Mitmenschen" - oder als notwendiges Opfer angesehen. 

Der Zugang zur Hauptperson, und das ist das eigentlich Erstaunliche, findet man als Zuschauer und Anti-Drogenkonsument dank des praktischen Einstiegs sehr gut:

"Erinnern Sie sich", sprach Tini Prüfert - in strengem Business-Outfit, ganz anders, als das Bild, das man durch Hollywood und RTL von einem Drogenkonsumenten hat - einen Zuschauer an. "Wann hatten Sie zuletzte die Möglichkeit, sich ihren Traum zu erfüllen, und haben es nicht gemacht, obwohl sie kurz davor standen?" Träume sollte man sich erfüllen! Und ihr Traum war es eben, einmal eine dieser Tabletten auszuprobieren. Eine von denen, mit der interessanten Prägung. Und so falsch kann die Erfüllung eines Traums ja nicht sein, oder?

Eine ungewöhnliche Betrachtung und Inszenierung, die es im Podium des Theaters zu sehen gibt und mit dem das Haus zeigt, dass auch die nächste Spielzeit alles andere als langweilig wird. Man darf gespannt sein.

Fotos: Hermann Posch

Veröffentlicht in den Kategorien:Kultur, Musik und Stadtgeschehen
Tags: Drogen, Podium, Schauspiel, Theater, Theater Ulm, Welche Droge passt zu mir

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