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Poetry! Dead or Alive?


 

Der Poetry-Slam gehört zum Roxy, wie die Schauspieler zum Theater. Theater und Roxy

zusammen ergibt dann also einen Poetry-Slam mit Schauspielern? Was sich auf den ersten Blick verrückt anhört, ist tatsächlich so gewesen. Am Sonntag, 3. Februar, traten vier Vertreter der toten Dichter gegen vier lebende Slammer an.

    

 

Ob es den toten Dichtern gelang, die lebenden Jungpoeten vom Thron zu stoßen?  

Ariane Müller, berühmt-berüchtigte Sängerin und Klavierspielerin, die auch regelmäßig bei der Roxy Horror Music Show auf der Bühne ist, brachte das Publikum schon im Vorfeld zum Lachen. Mit einem Medley aus Hänschenklein, „Junge“ von den Ärzten, „Poker Face“ von Lady Gaga und vielen anderen , mehr oder minder modernen, Liedern unterhielt sie das Publikum und stimmte es auf die Poetryslammer ein.

Doch im Gegensatz zu den „normalen“ Slams im Roxy, ging es bei „Poetry! Dead or Alive?“ ein wenig anders zu:

Statt der Zeitbegrenzung auf sechs Minuten durften sich die Poeten beispielsweise soviel Zeit nehmen, wie sie wollten. Ebenso waren Hilfsmittel erlaubt. Auch die Bewertung der Slammer erfolgte nicht durch das Publikum, das im Streitfall von einer dreiköpfigen Jury aus eben diesem ersetzt wurde, sondern es waren von Anfang an fünf willkürlich ausgewählte Zuschauer, die Punkte von 1 – 10 vergab.

Die Gruppe (tot vs. lebendig), die am Ende die meisten Punkte bekam, hatte gewonnen. Außerdem mussten sich die Slammer, die auf der jeweiligen Seite die meisten Punkte hatten, noch einmal im Finale messen.

Block eins

Los ging es mit Erich Kästner, der 1899 in Sachsen geboren , verkörpert von Maximilian Wigger, machte den Anfang. Er trug ein Gedicht vor, das von der Hinrichtung eines Kindes durch seine Spielkameraden handelte. Das Kinderspiel verwandelte sich in Mord, Nachbarin und Mutter waren außer sich und auch den Kindern wurde nach und nach klar, was sie getan hatten.

Das zweite Gedicht, dass Wigger vortrug, „handelt[e] von Frauen. Also von Männern“, wie er selbst sagte. Es war der Monolog einer Frau, die ihrem Mann gerade die Scheidungspapiere zuschickte und nun in einem Cafe saß und sich darüber aufregt. Für beide Texte bekam Maximilian Wigger insgesamt 20,2 Punkte.

Der erste Vertreter der lebenden Poeten war Frank Klötgen, Gewinner des Arte-Webslams und Box-Poetry-Slam-Meister 2011. Er unterhält das Publikum mit einer sehr genauen Darstellung eines Pickels, der in dem Gesicht eines Teenagers sproß und in der Wortwahl an Friedrich Schillers Text "Die Glocke" angelehnt war. Auch wenn das Publikum dabei zwischen Lachen und Eckeln schwankte, erhielt er für seinen Text 26,3 Punkte.

Frederike Kempner, dargestellt von Sibylle Schleicher, erzählt die Geschichte eines Mädchens, das Tiere dressierte und dabei eines Tages von einer Schlange umgebracht wurde. Mit ausschweifenden Handbewegungen setze die Darstellerin die Dichterin Frederike Kempner, die von ihren eigenen "Fans" oft als die „schlechteste und untalentierteste Dichterin“ bezeichnet wurde, um. Sie bekam dafür aber mit 20,3 Punkten überraschend gut weg.

Die nächste Vertreterin der lebenden Dichter und die letzte Poetin des 1.Teils von "Poetry! Dead or Alive?" war Clara Nielsen. Mit mehr als fünfzig Siegen bei Poetryslams war wohl die erfahrenste Slammerin, die an diesem Abend bisher auf der Bühne gestanden hatte. Ihr Text „Windschattengewächs“ handelt von Kinderheitserinnerungen an ihre Mutter. Bevor sie allerdings mit diesem Text begann, trug sie zwei Kurzgedichte vor. Beide unter dem Titel "Gemein... sam". Eines davon lautete: „Liebst du mich, so wie ich dich, dann liebst du mich wohl nicht.“

Der Text in dem es um ihre Mutter ging es um Windschattengewächse, kleine Mauern, die zwischen Feldern stehen, um diese vor dem Wind zu schützen. Sie erzählte davon, wie ihre Mutter die Kindheit verbracht und wie ihr das Mäuerchen Kraft gegeben hat und wie sie, Clara, ihre Kindheit verbringen und konnte - dank ihrer Mutter, die für sie der Halt, das Windschattengewächs war. Sie bekam dafür 26,7 Punkte.

 

Block zwei

Der aus Nürtingen stammende Friedrich Hölderlin, dargestellt von Jörg-Heinrich Benthien, begann als dritter Vertreter der toten Dichter die zweite Hälfte des Abends. In einem Abstand von einer halben Minute stopft er sich Murmeln in den Mund und gab gleichzeitig zwar einen Text von sich, macht es den Zuschauern durch die Murmeln aber fast unmöglich, diesem zu folgen. Sein Auftreten war dem Publikum jedoch Unterhaltung genug und so bekam er sagenhaften 24,4 Punkten.

Nach ihm war es Alex Burkard, Grand Slam of Saxony Champion 2012, der auf die Bühne kam und seinen Text über Empathie vorstellte. Der empathische junge Mann konnte darin die ganze Nacht nicht schlafen, da seine Freundin am nächsten Tag eine Prüfung schrieb. Moment, seine Freundin? Ja, denn wenn man so empathisch ist wie er, kann so viel Mitgefühl schon einmal vorkommen. Auch das Publikum verstand das und so bekam er 26,5 Punkte.

Letzter Vertreter der toten Dichter schließlich war Karl Valentin, frei nach dem Motto: "Das Beste kommt zum Schluss." Er brachte das Publikum mit zweideutigen Witzen zum Lachen. Beispielsweise, als der ambitionierte Feuerwehrmann, dargestellt von Renate                                                           Steinle, erklärte, dass er „blasen muss, damit der andere [Feuerwehrmann] spritzen kann". Denn der kann ja nur spritzen, wenn er bläst. In die Trompete, die einen "Angriff" ankündigte, selbstverständlich.

Dass er Feuerwehrmann geworden sei, weil sein Vater auch schon Feuerwehrmann war und die Uniform somit schon da war, unterhielt das Publikum genauso wie die Tatsache, dass er heute noch – als Erinnerung an ein großes Feuer im Dorf – jeden Abend Feierabend (oder auf Bayrisch „Feuerabend“) habe und ging mit 26,7 Punkte von der Bühne.

Slammer Nummer vier in diesem Block war der bekannte Max Kennel aus Ichenhausen.          Er philosophiert über das Leben, über Gegenwart und Vergangenheit und über das, was er in seinem Leben noch erreichen wolle. Vor allem aber darum, dass man etwas machen sollte, denn sonst werde das Leben wie das Futur 2 sein - „Ich werde gelebt haben“. Ein toller Text, nachdem er die Bühne mit 28,5 Punkten verließ.

Nach einer Gesamtauswertung aller Punkte waren es dann die lebenden Dichter, die als Sieger auf der Bühne beklatscht wurden und in diesem Sinne jeweils eine Quietscheente mit Krone geschenkt bekamen.

Doch noch war der Abend nicht vorbei, denn im Finale bekämpften sich danach die zwei beliebtesten Slammer. Und bei der Abstimmung danach zählte, wie beim Poetryslam üblich, der Applaus des Publikums...

Max Kennel und Renate Steigerle als Karl Valentin zogen ins Finale ein und kämpfen um den ersten Platz.

Der junge Poet packte eine Geschichte über den Wilden Westen aus. In dieser ging es um drei Cowboys, welchen mit einer dramatischen Pfeifeinlage angekündigt wurden, sodass das man die Spannung im Raum spüren konnte. Es hätte ein normaler Tag für sie werden können, doch stattdessen duellierten sich die drei Cowboys mit einem Pistolenverkäufer. Eine Geschichte, die beim Publikum ankam und gefiel.

Karl Valentin hingegen hielt einen Vortrag über ATBPF, die „allgemeine Theaterbesuchspflicht“, die er einführen wolle und die zum Ziel haben solle, dass Theater wieder voller werden würden. Denn mit dem Theater sei es so wie mit der Schule: Keine Schüler würden in die Schule gehen, wenn sie es nicht müssten.

Eine These, die auch das Publikum überzeugte und so siegte Karl Valentin alias Renate Steigerle.

Fotos: Sophia Kümmerle

Veröffentlicht in den Kategorien:Kultur, Region und Stadtgeschehen
Tags: Clara Nielsen, Dead or Alive, Gedichte, Max Kennel, Poetry Slam, Theater Ulm

1 Kommentar zu "Poetry! Dead or Alive?"

Ein gelöschter Benutzer
10.02.2013 um 15:30 Uhr
Ariane Müller am Anfang war alles andere als lustig. Eine Selbstdarstellerin, die dort fehl am Platz war. Und den Moderatoren würde ich empfehlen, weniger "äh" zu sagen, das nervt.

Die Darstellungen waren gut und Karl Valentin der verdiente Sieger!
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